Chardonnay R 2021

Rudolf Fürst: Chardonnay R 2021

Weinclub

Limitiert

Zum Winzer

97–98+
100
2
Chardonnay 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2025–2043
Verpackt in: 6er
3
Lobenberg: 97–98+/100
Gerstl zu 2020: 20/20
6
Deutschland, Franken
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chardonnay R 2021

97–98+
/100

Lobenberg: Der Wein ist im Astheimer Karthäuser auf hellem Muschelkalk gewachsen, die Reben sind 20 Jahre alt, französische Klone aus dem Burgund. Nach 20 Jahre Wartezeit auf das passende Rebalter kommt dieser Wein nun endlich als Chardonnay R in den Handel. Wenn auch in den Raritätenhandel, denn es gibt weniger als 1000 Flaschen, das ist eine Handverlesene Zuteilung. Die Vergleichsspielwiese für diesen Chardonnay lässt in Deutschland wenige in den Sinn kommen, eigentlich am ehesten Julian Huber, der ist vielleicht auch das stilistische Vorbild. Auch wenn es hier bei Fürst nicht unbedingt selbst so gesehen wird. Die Machart ist definitiv burgundisch, die Trauben werden leicht als Ganztraube mit den Füßen angequetscht (wie alle Weißweine im Top Bereich bei Fürst), dann langsam und schonend gepresst und im Barrique vergoren, rund 20 Prozent Neuholz. Anschließend auf der vollen Hefe im selben Barrique verbleibend ausgebaut. Der Wein verbleibt das erste Jahr in diesem Barrique dann wird einmal mitsamt der Hefe abgestochen in einen Stahltank für 6 Monate, um etwas Klarheit in die Frucht zu bekommen, dann wird unfiltriert gefüllt und ein weiteres Flaschenlager angeschlossen. Rauchige Eröffnung der Nase, warme Zitrusanklänge, Grapefruit, Curry, Orangenzeste, Apfelblüten. Eine Mischung aus weißer und gelber Frucht, Kräutern und rauchigen Gesteinsnoten, die ein deutlicher Kalksteinabdruck sind. Vielschichtig und komplex, sehr komplett. Im Mund erstaunlich viel Druck aus den nur 20 Jahre alten Reben entwickelnd. Aber der Druck kommt nicht aus dem Holz oder sonstiger Schminke, sondern aus dem Muschelkalk. Helle Frucht, weiße Johannisbeere, Zitronengras, Austernschale, konzentriert anschiebend, aber immer total geschliffen und elegant bleibend. Der Mundeintritt ist eine Salzattacke, die Augen ziehen sich zusammen und die Zunge rollt sich. Die Säure krallt sich auf der Zunge fest. Wirklich irre Salzigkeit, die alles überstrahlt, kristallin und hochmineralisch, fast umami-artig. Schlank und gerade, aber mit so viel Power aus dem Boden. Perfekt verwoben in reduktiver Spannung. Auch wenn die Reben noch nicht uralt sind ist das ein großer Chardonnay, der sich in Deutschland durchaus in die erste Reihe stellen darf. Da haben wir Hegers Gras im Ofen, da haben wir Hubers Bienenberg, da haben wir Ziereisen. So viele ganz große Chardonnay Erzeuger in dieser Klasse gibt es noch nicht in Deutschland. Fürst gehört nun definitiv auf die Liste der Top-Erzeuger. Das ist groß. 97-98+/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

20
/20

Gerstl zu 2020 über: Chardonnay R

-- Gerstl zu 2020: Nach den beiden genialen Chardonnays war ich sehr gespannt auf den Grand Cru aus dem Hause Fürst. Der Duft strahlt Kraft und Eleganz aus und kommt weit aus der Tiefe. Hier steckt eine Wucht an Frische und Mineralität drin, die von intensiver zitrischer Aromatik begleitet wird. Hoch konzentriert auch am Gaumen, getragen von herrlichem Schmelz und rassiger Säure. Sie verleiht dem Wein auch einen enormen Zug nach vorne und lässt seine Intensität und Kraft hinter der Frische verschwinden. Messerscharf und aromatisch ins lange Finale hinein, das ganz zum Schluss nochmals zart salzige Noten zeigt. Ein noch junger Chardonnay mit einer grossen Zukunft. 20/20

Mein Winzer

Rudolf Fürst

Franken ist Frankreich nicht nur phonetisch ganz nahe. Wer behauptet, dass exzellenter Pinot Noir, also Spätburgunder nur aus dem in Frankreich gelegenen Burgund stammt, hat mindestens die letzte Dekade verschlafen.

Chardonnay R 2021