Lobenberg: Der Barolo La Morra ist ein recht neuer Wein bei Voerzio, ein preisliches Zugeständnis an den Markt. Der Wein soll sortimentstechnisch und preislich die Lücke schließen zwischen dem Langhe Nebbiolo und den Barolo-Einzellagen, und somit den Kunden einen Ausblick auf das Potenzial der Spitzenweine geben, bei gleichem kompromisslosen Qualitätsstreben für diesen Wein. Trotz des extremen Arbeitsaufwands und minimalsten Erträgen versucht Roberto hier einen Wein zu erzeugen, der für Endverbraucher grob um die 100 Euro liegen kann. Das ist – allein schon wegen der Zugabe von Grand Cru-Material – ein wirklich ernsthafter Versuch, einen etwas bezahlbareren Wein auf annäherndem Grand Cru-Niveau zu erzeugen. Die Trauben kommen aus den Grand Cru-Lagen La Serra, Fossati, Case Nere und Cerequio. Da gibt es jeweils 8000 Stöcke – eine recht hohe Dichte pro Hektar mit 800 Gramm bis zu einem Kilo Trauben Ertrag pro Stock, bei allen anderen Baroli des Weinguts werden gerade mal 500 Gramm Trauben pro Stock gelesen. Das bedeutet, ein Rebstock ergibt nicht mal eine Flasche Wein! Extrem krass reduziert also. Die Trauben der verschiedenen Lagen werden zusammen vergoren. Es wird mit dem gleichen akribischen An- und Ausbau wie bei allen Barolo Top-Crus von Voerzio gearbeitet. Bioweinbau, aber ohne Zertifizierung. Nur Spontanvergärung. Wie alle Weine Voerzios 100 Prozent entrappt und mindestens 15, maximal 30 Tage auf der Maische belassen. Anschließend für zwei Jahre in Burgunder Fässern aus sehr dicht-porigem Holz, das minimal getoastet wurde, ausgebaut. Es sind immer Fässer von Orion und Vicard. 20 bis 25 Prozent der Fässer sind neu, der Rest wurde maximal sechs Mal befüllt. Nach einem Jahr werden die Fässer abgezogen, gereinigt und dann reift der Wein ein weiteres Jahr in denselben Fässern. Vibrierend leuchtendes Rubinrot. Die Nase ist beinahe schrill intensiv rot-fruchtig! Knallrote Sauerkirsche, rote Pflaumen, Cranberries und Granatapfel. Schwebende rote Blüten, Minze, etwas Minzlikör, After Eight, Lakritz, Vanille, Zimt und Marzipan. Der Wein singt schon beim Riechen in klaren und höchsten Tönen von diesem genialen Jahrgang 2021! Im Mund hat dieser Barolo unendlich viel Spannung, aber auch die für den Jahrgang typische, herausragende Saftigkeit. Salzige rote Kirschfrucht mit feiner, kalkiger Mineralität. Die Tannine sind reif und fein griffig, sie spielen mit der präzisen, spannungsgeladenen Frische des Weins im Mund. Eine Vielfalt an Würze von Vanille, Zimt und Muskatnuss bleibt mit Milchschokolade auf der Zunge. Die Würze vom Holzausbau ist dieses Jahr präsenter und dichter als im Vorjahr. Langer, saftiger Nachhall. Dieser Comune di La Morra ist der Wein Voerzios, der schon früher zugänglich ist – in einem großen Jahrgang wie 2021, sollte allerdings auch er mindestens noch drei bis vier Jahre in den Keller, damit seine Säure und die intensive Tannin-Struktur vollständig und harmonisch eingebunden werden.