Lobenberg: Pira ist mit beinahe fünf Hektar Rebfläche Luca Roagnas größte Lage und zudem eine Monopollage. Von hier kommt sowohl der Langhe Nebbiolo, der Barolo – von den 40 bis 50 Jahre alten Reben – und der Vecchie Viti, von den ältesten Rebstöcken. Der Boden ist extrem komplex: zum Teil sandig mit Gesteinsbrocken, zum Teil blauer und grauer Mergel mit viel Eisen und Felsen. Von diesem Terroir kommen immer fantastisch elegante Weine. Das Faszinierende an den Roagna Weinen ist der Reifezustand nach vier, fünf Jahren. Dann zeigen sich Lucas Weine bereits von ihrer absoluten Schokoladenseite. Luca macht alle seine Cru-Lagen-Weine gleich: relativ späte Lese, denn die vollständige phenolische Reife hat bei Roagna einen wichtigen Stellenwert, um diese unglaubliche Finesse und die geschliffenen, feinen Tannine zu erreichen. Seitdem Luca 2010 seinen neuen Keller einweihte, kommen die Pira Trauben innerhalb von 1,5 Stunden aus dem Weinberg ins Fass. Schneller geht es wohl nirgendwo. Nach der Gärung bleibt der Trester zwei weitere Monate lang im Kontakt mit dem Wein, bevor er abgezogen wird. Im Anschluss folgen 5 Jahre Ausbau, davon mindestens drei Jahre in großen Garbelotto- Holzfässern, der Rest in Beton. Bei Garbellotto reift das Holz mindestens zehn Jahre bevor es in Weinfässer verwandelt wird, dadurch ist es mild und enthält keine bitteren Aromen mehr. Luca nutzt dennoch neue Holzfässer nur für seine Weißweine. Für die Roten steht der extrem langsame Austausch des Weins mit Sauerstoff im Vordergrund. Die Fässer sind 10 cm dick, also mehr als viermal so dick wie ein Barrique, dadurch ist die Oxidation eben extrem sanft und langsam. 2019 wurden die Trauben für diesen Wein komplett entrappt. In warmen Jahrgängen gibt Luca immer 5-7 Prozent Ganztrauben zur Gärung hinzu, um der Tannin Struktur etwas unter die Arme zu greifen. Die Wachstumsperiode des Jahrgangs 2019 war seiner Meinung nach aber sehr ausgeglichen, aber auch etwas kühler. Leuchtendes Rubinrot mit einem Hauch Orange. Intensive Aromatik von roten Waldbeeren, Erdbeeren, roten Kirschen und auch Johannisbeeren mit einem Hauch dunkler Pflaume. Dann kommt komplexe Vanille, vielschichtige, erdige und rauchige Würze hinzu. Duftendes, gefallenes Herbstlaub, Lorbeerblatt, gelbe Blüten und Marillen. Die intensiv verwobene Mineralik ist in diesem Wein absolut herausragend! Im Mund ist dieser Barolo Pira herrlich finessenreich. Wow, die Tannine sind wie ein samtiger, zarter Schleier – das liegt daran, dass Luca wie gesagt immer sehr lange wartet, bis er liest. Erst wenn die Trauben wirklich komplett reif sind, geht die Lese-Mannschaft in die Weinberge. Daher sind die vielen Tannine auch so sanft und rund. Im Gegensatz zu den meisten 2019er Baroli, ist dieser Wein schon beinahe in seinem Trinkfenster angekommen. Duftend aromatische Walderdbeeren und klirrend frische rote Johannisbeeren, etwas Orangenabrieb und zarte süße Würze bleiben im Nachhall. Ein wunderschöner »Vin de Mediation«. Luca Roagna kennt die feinen Weine der Welt wie nur wenige andere Menschen. Dennoch mag es nicht so sehr gerne, wenn man seine Weine mit Burgundern vergleicht – schließlich hat das Piemont sein eigenes Standing! Aber diese ultra schöne Zartheit in Verbindung mit intensiver Erdigkeit erinnert mich einfach unglaublich stark an genial gute Burgunder auf Topniveau! Der Wein klingt in Wellen immer wieder und besonders lange nach. Absoluter Wahnsinn!