Rings: Spätburgunder Kallstadt Ortswein 2023

Rings: Spätburgunder Kallstadt Ortswein 2023

BIO

VDP

Zum Winzer

Spätburgunder 100%
rot, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2025–2041
strukturiert
Lobenberg: 95+/100
Galloni: 91/100
Deutschland, Pfalz
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Spätburgunder Kallstadt Ortswein 2023

95+
/100

Lobenberg: In den Kallstadter Spätburgunder fließen traditionell die jüngeren Anlagen sowie abgestufte Fässer aus den GG-Parzellen des Saumagens (etwa 70 %) und ein kleinerer Teil aus dem Steinacker. Wir sprechen hier also schon von einem großen Schritt im Vergleich zum Gutswein. Ein echter »Village« im besten burgundischen Sinn – einem Zweitwein aus zwei renommierten Lagen, der mehr Charakter und Herkunft mitbringt, als man in dieser Kategorie oft erwartet. Gerade in 2023 zeigt sich das mit beeindruckender Klarheit. Der Jahrgang war insbesondere im Weinberg alles andere als ein Selbstläufer: Ein heißes, gleichzeitig nasses Jahr mit hohem Selektionsaufwand, fast schon wie 2006 – anspruchsvoll und mit viel Handarbeit verbunden. Doch die Mühe hat sich gelohnt, denn die Weine sind zartfruchtig, elegant und dennoch mit einer unheimlichen, inneren Dichte ausgestattet. Genau das macht den Kallstadter in diesem Jahr besonders spannend: Er bringt die feine Frucht und Frische des Jahrgangs mit, ohne dabei an Tiefe zu verlieren. In der Nase zeigt sich sofort diese Offenheit, die den 2023er von vielen Vorgängern abhebt. Weniger Reduktion, keine verschlossene Rauchigkeit. Stattdessen strahlt die Frucht direkt und charmant. Sauerkirsche, rote Johannisbeere, ein Hauch Walderdbeere, dazu florale Noten von Hagebutte und etwas Veilchen. Alles fein verwoben, leichtfüßig, aber nie beliebig. Etwas dunkles Gestein, zarte Kräuterwürze und ein Anflug von Holzrahmung geben Struktur, ohne den Wein je zu beschweren. Am Gaumen wirkt dieser Pinot fast schwebend. Die Frucht ist saftig und präsent, die Tannine sind reif und seidig, die Textur kühl und geschliffen. Kein bisschen wuchtig oder kraftvoll geballt wie 2022 – und genau das gefällt mir persönlich sogar noch ein wenig besser. Der 2023er ist sofort zugänglich, macht jetzt schon enorm viel Freude, ohne an Komplexität einzubüßen. Die kalkige Mineralität baut sich langsam auf, zieht sich vibrierend durch den Wein und verleiht ihm Länge, Tiefe und eine fast salzige Energie. Das ist die berühmte Faust im Samthandschuh – sanft im Auftreten, aber mit echtem Druck im Kern. Der Kallstadter 2023 ist nicht nur ein Ortswein mit Anspruch, er ist ein ernsthafter Pinot, der zeigt, wie fein, präzise und elegant deutscher Spätburgunder heute sein kann. Ein Village mit Größe – und eben jetzt schon ein Vergnügen im Glas.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

91
/100

Galloni über: Spätburgunder Kallstadt Ortswein

-- Galloni: The 2023 Spätburgunder Kallstadt was picked on the limestone of Steinacker and Saumagen. It was made only in small oak. Just a touch of reduction on the nose brings some smokiness and just a hint of cherry. The bright, medium-bodied palate lends the juiciness of red and forest fruit with gently crunchy, fine tannins. This swings along, making for a beautifully fresh finish. (Bone-dry)

Mein Winzer

Rings

Seit 2008 sind die beiden jungen Brüder Steffen und Andreas Rings für das elterliche Weingut verantwortlich. Es folgte ein kometenhafter Aufstieg, ähnlich dem von Kai Schätzel, der 2015 in der VDP-Mitgliedschaft seinen zwischenzeitlichen Höhepunkt fand.

Spätburgunder Kallstadt Ortswein 2023