Lobenberg: Der Untergrund des Brunnenhäuschens ist Terrarossa. Reiner Kalkfelsuntergrund, über dem dann roter, durch Eisen gefärbter Ton liegt. Südexposition. Uralte Reben. Ein Teil des Brunnenhäuschens wird auch Abtserde genannt, den ja nur Klaus-Peter Keller bewirtschaftet. Eine eher kühle Lage in der Nähe des Morsteins mit 220 Meter Höhe und guter Belüftung. Das ergibt extrem filigrane Weine. Gleichzeitig hat er eine wärmere, cremigere Stilistik als im Kirchspiel durch den eisenhaltigen Boden, zugleich hat es immer diese abgespacete Eleganz, dieses leicht Abgehobene. Die Eleganz kommt durch die alten Reben im Kalkstein. Was erstaunlich ist, dass Brunnenhäuschen und Morstein ob der Bodenbeschaffenheit trotzdem die voluminöseren und tieferen Weine bringen. Diese werden in der Regel, weil sie auf über 200 Meter liegen, später gelesen als das Kirchspiel. In der Nase sind wir wieder zurück in Westhofen, zurück beim Kalk-Tonmergel, bei der einmaligen Würze in gelbroter Frucht, die zwar ohne Wucht, aber mit ungeheuerlicher Dichte und Dramatik ankommt. Orangenblüte, Kumquat, Grapefruit, gelbe Kiwi. Das Brunnenhäuschen baut eine Dichte in der Mitte auf, die dem Kirchspiel abging, es kommt druckvoller, intensiver, immer neue Schichten bauen sich am Gaumen auf. Es schiebt wärmend und saftig, wunderbar köstlich und doch abenteuerlich tief und mehrdimensional durch den Abgang. Wow! Was für ein dramatischer Riesling, man ist geneigt Vergleiche zu KPK zu ziehen, die hier aber nicht angebracht sind, weil Philipp einfach anders ist im Stil. Aber diese absolut verführerische Textur ist schon ein Spiel, was nur die Top-Top-Liga der Rheinhessen wirklich beherrscht, das ist keine Handvoll Winzer. Dieser Wein gehört ganz nach vorne in Deutschland dieses Jahr. Ein atemberaubender Riesling, groß! 100/100