Lobenberg: Gerade in einem etwas schlanker wirkenden Jahrgang wie 2020, zeigt die WSU ihre ganze Erhabenheit und Präsenz. Der Wein wirkt dichter, druckvoller und konzentrierter als das Himmelreich Kabinett. Der Wein wirkt verdichtet und stark mineralisch aufgeladen, zeigt eine feinherbe, steinig-reduktive Spannung, wirkt auf eine mysteriöse Art gleichzeitig verschlossener und präsenter. Dicht gewobene Cassisfrucht, umhüllt von Brennnesseltee, zerstoßenen Minzblättern und kandierte Limettenzesten. Diese herbe, kühle Mineralität ist geradezu hypnotisierend und zugleich so hochfein, kristallin und ist schwer zu fassen, wenn man bedenkt, dass der Jahrgang auf dem Papier sehr heiß und trocken war. Aber es wirkt so kühl und geschliffen, dass man es kaum fassen kann. Der Mund ist für den Jahrgang kraftvoll, intensiv, mit herb-salziger Mineralität, die auf einer süß-minzigen Kräuternuance ausklingt. Obwohl 2020 an der Mosel in der Fruchtintensität teils mit 2017 vergleichbar ist, zeigt sich die WSU eher auf der steinig-mineralischen Seite. Keine überschwängliche Exotik, es bleibt sublim und voller spannungsreicher Finessen aus Kräutern, herbsaftigen Zitruszesten und kühl-feuchter Schiefergesteinsanmutung. Wahnsinnige aromatische Länge, die auf der Zunge stehenbleibt. 2020 knüpft bei Prüm an den herausragenden Jahrgang 2019 an, das hätte ich nicht geglaubt! 96/100