Lobenberg: Ich probiere diesen Wein in einer Reihe mit den anderen GGs, bei Ernie hat man hier also einmal die volle Klaviatur an Top-Lagen von Wehlen bis Erden. Treppchen, Würzgarten, Domprobst. Und auch wenn es vielleicht langweilig klingen mag, stechen Graacher Himmelreich und Wehlener Sonnenuhr wieder hervor. Die Nase der Sonnenuhr ist wieder unglaublich abgehoben, geradezu extraterrestrisch, leichtfüßig und schwebend und doch voller Frucht und Intensität. Fast nur weiße Frucht, keine Zitrusfrucht, sondern cleane, reife, europäische weißfleischige Frucht, Birne, weißer Pfirsich, weiße Johannisbeere, auch Litschi, aber nichts Stechendes, alles ist total zart und charmant. Ganz langsam kommt auch etwas druckvollere Mirabelle und Grapefruit, kommt ein bisschen Gelbfruchtigkeit, aber es bleibt ein Wein der fruchtigen Finesse. Total schön gezeichnet, weil er mineralisch strukturiert und griffig ist, aber hochfein bleibt. Die Säure ist präsent, aber nicht stechend. Es fühlt sich an wie weichere Weinsäure, keine bissige Apfelsäure. So frisch, leichtfüßig und tänzelnd und gleichzeitig weich, seidig und anschmiegsam. Weiße Blüten und Pfefferminze, ein Hauch Anis und Lakritze im furiosen Finale. Die Sonnenuhr ist immer im Lot, ein Wein der Harmonie. Zart und verspielt, tänzelnd, nichts stört, alles ist einfach schön. Der Wein steht für Minuten und trotzdem ist er nicht anstrengend und eben auch nicht langweilig. Die mineralisch aufgeladene Textur, diese ganz feine von Blüten und Limettenzeste unterlegte Salzigkeit an den Zungenrändern gibt ja doch den letzten Kick, der die Mosel so genial macht und die Sonnenuhr als größten Klassiker sowieso. Die größere Spannung hat sicher das astronomische Himmelreich GG dieses Jahr, aber welcher echte Mosel-Fan könnte der samtpfotigen Frucht-Finesse der Sonnenuhr widerstehen? 97+/100 // Lobenberg in Wiesbaden: Direkt neben Liesers Sonnenuhr probiert. Und wenn eindeutig klar ist, dass Lieser mit der Verspieltheit des Himmelreichs besser klarkommt als Loosen, so ist das in Whlens Sonnenuhr umgekehrt. Reiche dichte Nase, üppig aber nicht fett, voller Harmonie, Apfel, Melone, Birne und Quitte, leichte Orangenunterlage, typisch für die Sonnenuhr. Fast dramatische Intensität im Mund, die ur-uralten Einzelpfahl-Stöcke geben eine immense Konzentration, die Augen werden schmal. Orangenkonzentrat nebs Nektarine, gezuckerte Limette, nasses hartes Gestein. Nicht enden wollender Nachhall, vollste Aromatig in leckerer, hedonistischer Aromenorgie, aber dennoch nie fett. Nur irre lang. 99-100/100