Lobenberg: Das Lesegut war perfekt reif dieses Jahr, die Trauben stramm und knackig, sehr kühl in ihrer Art, aber durch den sonnigen Herbst nach einer späten Lese auch voll reif. Der Vulkangestein kommt immer rund 50/50 aus dem Stromberg und Felsenberg. Die Reben sind 25 bis 35 Jahre alt, eigentlich ein perfektes Rebalter, aber in letzter Konsequenz noch nicht alt genug für die GGs. Vulkangestein heißt dieser Wein natürlich, weil er überwiegend von diesen extrem harten Vulkangesteinsmassen des Strombergs stammt. Feuersteinähnliche Gesteinsstrukturen. Diese Reben sind für das Große Gewächs aus dem Stromberg noch etwas zu jung, deswegen kommen sie in den Vulkangestein. Mitte Oktober gelesen, aus sehr steilen Parzellen. Alles sehr reif, aber durch die Kargheit des Bodens und nach vielen kühlen Nächten die pure Mineralität. Das Alter der Reben bringt dann diese Kräuterwürze und diese steinige Mineralität. Das Vulkangestein bringt immer eine tolle Würze. Dazu die reduktive Spannung im Duft wie sie typisch ist für Schäfer-Fröhlich. Dunkle Mineralität, wunderbare Krautwürze vom harten Vulkangestein. Sehr kühl, sehr elegant und trotzdem intensiv. Kühl und dunkel im Ausdruck, Feuerstein, grüner Apfel, Zitronenzesten, knackig-trocken. Hier muss man gar nichts mehr korrigieren bei dieser stimmigen, straffen, puristischen aber eben nicht aggressiven Nummer. Eben mit dieser Fülle an Schiefermineralik und Vulkanbodenmineralik unterlegt. Bis Anfang April auf der Feinhefe. Dieser Gletscherwassercharakter des kühlen Jahres 2021 ist enorm faszinierend, so klar und pur. Ein Jahr wie gemacht für Tim Fröhlichs Stil, das ganz Klare, Kristalline, die innere Kraft ohne Fett. Das schmeckt absolut grandios. 94-95/100
Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.