Lobenberg: Dieser Wein kommt von Reben aus verschiedenen Lagen. U.a. aus dem Trittenheimer Altärchen und Mülheimer Sonnenlay, aber eben sehr gute und zertifizierte Einzellagen, die von der winzigen Größe her nicht reichen, um jeweils eine eigene Abfüllung zu machen. Das ist schon immer lustig mit Eva Clüsserath zu probieren, weil wir das bei ihrem Mann Phillip Wittmann in Rheinhessen machen. Dann kommen wir aus der rheinhessischen Fülle in die moselanische Eleganz. 2017 bei Eva Clüsserath, wie bei vielen Moselanern, eigentlich eine ziemlich perfekte Geschichte, weil wir zur Frische und Zartheit die grandiose, hier seltene weiß- und gelbfruchtigere Thematik in die Weine bekommen. Wir gehen auch raus aus der kompletten Zitrusnote. Wir gehen zu Apfel, weißer Pfirsich, Honigmelone und Birne, und trotzdem behalten wir Rasse und Filigranität in den Weinen. Aber wir werden warm, wir werden reif in der Frucht. Und wir werden im Mund fast süß und sehr lecker. Und zwar nicht nur lecker für mich, der ich Säure liebe, sondern lecker auch für andere Konsumenten, die es gerne weniger säurebeladen mögen. Wir behalten dazu diese irre, würzige, fast salzige Mineralität. Die wird dieser Wein nie verlieren, denn das ist die Lage, das ist dieser Schiefer. Aber wir haben jetzt vorne eine von der Birne geprägte, warme Frucht mit viel Teearomatik. Auch ein bisschen feine Quitte, fast ein bisschen sahnig. Keine Bange, es bleibt schon ein extremer Geradeauslauf da, es bleibt reinrassig filigraner Wein, aber er macht dieses Jahr den Kompromiss in Sachen Kompatibilität. Er hat ein Plus an Reichhaltigkeit, behält dabei Rasse und ist gleichzeitig leckerer. Das ist eine schöne Kombination. Ich würde ihn nur knapp über den stylischen 2016 setzen, er ist auf jeden Fall mindestens gleichwertig, nur eben gleichwertig in einer anderen Art. Dadurch vielleicht für den Offenausschank in der Gastronomie geeigneter, weil er einfach kompatibler und saftig leckerer ist. Umarmend sympathisch. 94+/100