Lobenberg: Der Roth Lay wächst auf Schieferterrassen direkt zur Mosel. Der Schiefer ist klassischer Devonschiefer mit sehr hohem Eisengehalt, also rötlich gefärbt. Verwitterungsgestein. Der Wein wird nach der Ernte in ganzen Trauben angequetscht. Kurze Maischestandzeit im Kühlhaus ohne, dass die Gärung beginnt. Vorsichtiges abpressen und Vergärung mit spontaner Hefe im großen Holzfass. Er verbleibt bis zum übernächsten Frühjahr der Vollhefe. Das ist Reinhard und Sarah Löwensteins langsamer Wein. Sehr tiefe, ruhige Nase, gelbe und rote Frucht mit extrem feinen Zitrusnuancen darunter. Mandarine, Grapefruit und Orangenschale, blonder Tabak und wahnsinnige Präsenz und Intensität, aber gleichzeitig so balanciert und samtig. Die Nase strahlt eine aufregende Kühle unter der warmen, milden Zitrusfrucht aus, als würde alles über dunkles Gestein laufen. Erinnert an Austernwasser und Muschelschalen in seiner feinen Salzigkeit, die unter der samtigen, reichlich gelben Frucht läuft. Das einzigartige an Roth Lay ist ja seine ruhige Präsenz, er ist voll da, intensiv und druckvoll, aber auf eine so feinziselierte, in sich ruhende Art, dass es jedes Mal wieder verwunderlich ist diesen Wein im Glas zu haben. Einfach ein großer, in sich stimmiger, sehr balancierter Riesling. Wunderbar cremig und fein, fast etwas Burgunder-artig, bevor der elektrisierende Schiefernerv im Nachhall zupackt. Intensives, tanninbeladenes Finale, dass sich wie eine Explosion in roter Zitrusfrucht anfühlt. Läuft unendlich lange, vibrierend und samtig zugleich auf Grapefruit, Mandarine und weißem Pfeffer entlang. Einnehmend und dennoch mit aufregendem Spiel im Mund. Er hat nicht ganz den extremen Kick wie 2019, wirkt zugänglicher und anschmiegsamer, aber dennoch mit einer mysteriösen Tiefe aufwartend. 2020 zeigt sich seidig, feinfruchtig und mit mundwässernder, steiniger Herbheit, die dem ganzen dann doch einen sehr animierenden Einschlag verleiht. Wir haben eine satte Cremigkeit und Reichhaltigkeit am Gaumen, aber auch viel Hefe- und Schieferwürze unter der kraftvollen Aromatik. Selbst in einem fruchtstarken und weicheren Jahrgang ruht Roth Lay völlig unbeirrt auf seinem balancierten, straffen und griffigen Mineralgerüst, um das die seelenruhige, aber intensive Frucht engmaschig gewoben ist. Kein Roth Lay zum Niederknien, aber er kann kaum jemals köstlicher gewesen sein. Ein Roth Lay mit sehr viel Finesse! 98+/100 // Lobenberg in Wiesbaden: Reiche würzige Nase mit extrem schicker Ausprägung, Minze, Waldmeister, Vergissmeinicht, dahinter reife gelbe Birne, reife Quitte und etwas Netzmelone. Gar kein fettes Elsass wie in manchen Jahren, auch total clean und Botrytisfrei. Viel Power im Mundeintritt, botrytisfrei aber Druck ohne Ende, im Restzucker sicher über 5 Gramm, Kräuterbonbons, Kumquat, süße Bitterorange, Quitte und Boskoop-Apfel. Ein Powerwein mit grandioser Frische und Länge. Chapeau, einer der besten Roth-Lays meiner Kariere. Ewiges Leben. 100/100