Lobenberg: Es gab hier 2018 ein Ausnahmejahr für edelsüße Weine. In den 1950er und 1960er Jahren ist viel von den wertvollen Böden in die Talsohle erodiert, daher gibt es hier einen hohen Humusanteil im Boden, die Nähe zum Main tut dann das Übrige. Der hohe verfügbare Nährstoffreichtum des Bodens, verbunden mit der Nähe zum Wasser, was Luftfeuchtigkeit und Nebel bedeutet sorgt für perfekte Voraussetzungen für Süßweine. Hinzu kommt, dass die Botrytis in 2018, wenn denn lokal mal welche da war, einfach unglaublich sauber war, da das allgemeine Klima so trocken war ist die Botrytis blitzsauber am Stock eingetrocknet und hat unglaublich reintönige, glockenklare Weine hervorbringen können, es gab keinen Grau- oder Weißschimmel zur Botrytis, alles ist perfekt sauber herangereift. Horst Sauer sagte solch lupenreine Rosinen hat er in seinem Leben noch nie vom Stock abgeschnitten. Die TBA hat 260 Gramm Restzucker bei 11 Gramm Säure und stattlichen 7.5% Alkohol. Eigentlich mag ich ja keine Süßweine und ich will auch gar nicht unbedingt Süßweine kaufen, aber ab und zu kommt einer vorbeigeflogen an dem man nicht vorbeikann. Diese Trockenbeerenauslese aus den total cleanen Rosinen und dieser wahnsinnigen Säure hat eine Frische, dass einem geradezu die Worte fehlen. Süßer, hochintensiver Traubensaft mit einer so irren Säure, dass sich die Augen zusammenziehen, der Wein zieht unendlich durch und hat eine solch getragene Frische und Leichtigkeit, dass man diese TBA tatsächlich einfach trinken kann und das mit Freude. Da ist gar nichts Pappiges, nichts Breites dran, die Süße wird komplett eingefangen von dieser wunderschönen Säurestruktur und dem mineralischen Spiel. Das ist nicht nur in den Augen des Winzers best-ever, das ist es auch in meinen Augen. Wohl die beste Trockenbeerenauslese zusammen mit Egon Müllers und Markus Molitors, die aber beide stärkere aromatische Einschläge aus der Botrytis haben. Das hier ist genau das, was ich für unschlagbar halte, wenn man denn diese explodierende, supercleane Aromatik mag, Honigmelone, überreife gelbe Birne, feine kandierte Zitrusfrucht, Orangenschale, Ingwerfrische, der reinste Traubensaft. Filigran, fein, getragen, unendlich lang und rassig. Ich finde das göttlich und ich bleibe dabei, ich stehe wirklich nicht auf Süßweine, aber das ist der Gipfel. Auch wenn 100 hier eigentlich fast zu wenig sind, habe ich beschlossen keine 100+ mehr zu geben, daher muss das reichen. 100/100