Lobenberg: Ich gebe zu, ich habe früher die Württemberger Rieslinge keines Blickes gewürdigt. Erst seit einigen Jahren kommen mit dem voranschreitenden Klimawandel auch aus dieser Region ganz hervorragende Weine. Das Weingut Dautel mit dem GG Steingrüben tut sich hier besonders hervor. Schon der 2017er war grandios. Man muss dazusagen, dass Christian Dautel, der nun das Zepter schwingt, bei der Meursault Legende Comtes Lafon gelernt hat. Auf jeden Fall unterstützt das natürlich die burgundische Ausrichtung der südlichen Weinregionen Deutschlands. Letztlich ist es jedoch egal, ob es an der südlichen Lage, dem Terroir oder an der Ausrichtung des Winzers liegt. Fakt ist, dass dieser Riesling, verglichen mit den nördlichen Regionen, einfach sehr untypisch ist, weil er eben diesen Fumé-Charakter in der Nase hat, dieses Rauchige. Eine Nase, die man auch problemlos an die Loire stecken könnte. Fein, getragen, Zitronengras über Rauch und reifer Birne. Ein bisschen Quitte und Litschi. Überhaupt nicht die typische Riesling-Zitrusaromatik. Auch der Mund ist sehr speziell. Ein bisschen Eisbonbon neben Quitte, Litschi, Birne und grüner Aprikose. Minimal auch Abrieb von Mandarinenschalen. Mittlere Länge. Auch ein bisschen Golden Delicious Apfel und Reineclauden. Schöne Frische im Mund dazu, aber auch hier eine präsente Säure, jedoch nicht aus Zitrusfrüchten. Irgendwo ein Wein, der zwischen Chenin Blanc, Chardonnay und Sauvignon steckt. Wenn mir jemand sagen würde, dass das ein gemischter Satz ist, dann wäre ich ihm voll bei ihm. Trotzdem ein interessanter Wein, nur nicht die klassischen Riesling-Erwartungen des Jahres 2019 erfüllend. Süffig und saftig, auch für Nicht-Rieslingtrinker durchaus ein schicker Tropfen. 95-96/100