Lobenberg: Löwensteins Gutsriesling ist das, was bei anderen Weingütern eigentlich als trockene Spätlese zählt. Der Wein wird nach der Ernte in ganzen Trauben kurz angequetscht, mindestens 12 Stunden Standzeit auf der Maische. Vergärung mit Spontanhefe im großen Holzfass. Er verbleibt bis zur Füllung im Sommer auf der Vollhefe. Nur ab und zu leichte Batonnage. Der Alkoholgehalt in den 2016ern ist durch das wärmere Jahr etwas höher als in 2015 oder 2013. Wir liegen hier im Durchschnitt so bei 13,5%, und der Restzucker liegt zwischen 4 und 6 Gramm. Also nicht zu 100% durchgegoren, was den Charme des Jahrganges durchaus unterstützt. Der erste Wein von Heymann-Löwenstein unterstreicht das, was ich beim ersten Weingut an der Terrassenmosel, Materne & Schmitt, bereits gemerkt habe. Wir haben hier diese ungeheure Cremigkeit aus dem Extrakt. Die erste Assoziation hier ist bei Löwenstein eher 2012, da Löwenstein in 2007 und 2008 noch mehr Botrytis hatte. Vom Charakter der Jahrgänge aber durchaus mit 2007, 2008 und 2012 vergleichbar. Die Nase zeigt eine leichte Exotik. Orange, Mandarine, auch ein bisschen Passionsfrucht, pinke Grapefruit. Im Mund zeigt sich schon von Beginn an ein richtig toller Zechwein, aber mit viel Schmelz, Cremigkeit und Volumen. Der Wein ist zwar nicht wuchtig und fett, aber reich an einer schönen, würzigen Üppigkeit. Die Würze vom Schiefer, die Intensität einer reifen Quitte und Boskop-Apfel sowie eine leichte Phenoligkeit durch den Schalenkontakt, die ausreichend Stütze und Struktur gibt. Das ist schon ein klein wenig barock, wie es auch schon 2012 war, aber so ungemein zugänglich, so unglaublich charmant, mit steiniger, schiefriger Länge. Für uns Puristen war vielleicht 2010, 2013 und 2015 spannender. Für den Konsumenten-Trinker und Zecher ist 2016 wie 2012 und 2011 einfach so unglaublich entgegenkommend, hocharomatisch, lecker, köstlich, und einfach grandios süffig. 93-94/100