Lobenberg: Nur Steillage zur Rheinfront. Reine Südexposition, 40 Jahre alte Reben. Ganz klassische Ganztraubenpressung. Spontan vergoren. Ausbau im großen Holz. Es ist schon verblüffend wie eben genau diese Weine von Breuer so sehr die Weine von Breuer sind. Egal ob es früher beim Vater war oder jetzt die Tochter Theresa. Die Weine haben einen so klaren Antrunk, eine so hohe Mineralität. Die Weine sind eben nicht nur ultrafein sondern auch ultraklar. Keinerlei Botrytis, super clean. Keine Exotik, sehr viel Tee in der Nase. Feine gelbe, vielleicht auch mehr weiße Früchte. Sehr erhaben, sehr getragen. Wow, und dann dieser Mund. Purer Stein, pures Salz, unglaubliche Frische und grandiose Länge. Das kracht richtig, aber nichts tut weh von der Säure her. Wir sind hier nicht zitrisch, wir sind hier nicht in spitzer Säure unterwegs, sondern mehr in einer salzig, mineralischen Länge. Trotzdem eine unglaubliche Feinheit. Reine europäische Frucht, die schick und fein ist. Das Ganze eben reitend auf dieser riesigen Schiefer-/Steinflut mit dem Salz. Eindrucksvoll in seiner schicken Eleganz, genauso wie in seiner mineralischen Ausdruckskraft. Nicht ganz so groß wie der Schlossberg aus eigenem Haus, aber nicht weit dahinter. Auf jeden Fall großer Stoff und sehr klassischer, wenn man überhaupt von Klassik im Riesling reden kann. Rheingauer Riesling, der mit seiner breuerschrn, ureigenen Stilistik so eine Art Monopolstellung besitzt. 97/100
Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.