Lobenberg: Rottland ist eine der Nachbarlagen des Schlossbergs in Rüdesheim, er erstreckt sich sehr prägnant direkt oberhalb der Stadt. Enorm Steil, teilweise terrassiert und mit überwiegend sehr kargem Schieferboden. Handlese und Spontanvergärung sind hier ebenso Standard wie der Ausbau im großen deutschen Holz. Das ist der älteste Weinberg des Gutes. Und die Konzentration und Power die hier aus den alten Reben kommt ist schon erstaunlich. Die Nase ist hell, klar und kristallin, riecht nach frischen Weintrauben, zitronig-frisch, auch Zitronengras und Quitte. Das ist der Wein mit der höchsten Dichte von allen Rieslingen hier, in sich verwoben, druckvoll und intensiv. Genau wie 2019 hat 2020 einen niedrigen pH-Wert und entsprechend zieht die Säure richtig durch, obwohl sie analytisch gar nicht so hoch ist, aber sie durchzieht den Wein wie ein salziger Laserstrahl. Die Augen ziehen sich zusammen ob dieser Pikanz. Das gibt dem Riesling aus den ältesten Reben einen unheimlichen Zug hinten raus und verschlankt den reichhaltigen Körper ungemein. Eine Balance der höheren Art. Wer das Feinsinnigere, Elegantere sucht, der sollte lieber zum Roseneck greifen, aber der Rottland 1960 ist klar der größte Wein, wenn man objektiv bewerten will. Am Ende ist es reine Geschmackssache. Finesse hat er der Rottland ja auch, aber eben mit viel mehr Schub und Substanz ummantelt. Das drückt und schiebt schon ordentlich über Salz und sattes Steinobst. Eine Ode an die Freude und gleichzeitig eine Attacke auf den Gaumen, welche jedoch von der Saftigkeit traumhaft abgepuffert wird. Das ist schon ein großer Rheingau Riesling. Leider ist dieser Rottland 1960 aus der speziellen Parzelle so sehr limitiert. Aber verglichen mit der Qualität dieses Weines ist das wirklich fast geschenkt für diesen Preis. Ein Wein, der rund 20€ Euro kostet, aber locker 35€ kosten dürfte, weil er innerhalb des Rheingaus zu den besten zählt und ein absoluter Top-Wert ist. 95-97/100