Lobenberg: Dieser Gutswein überrascht mich jedes Jahr, immer denke ich wieder, dass es jetzt doch mal ein ganz gewöhnlicher Gutswein sein müsste und jedes Mal setzt er erneut eine Benchmark im Gutswein-Bereich. Er wächst auch nur in sehr guten, kühleren Seitentälern in klassischen Schiefersteillagen. Schlanke 11.5% vol. dieses Jahr, weniger als 2019 und 2018, wieder näher an der klassischeren Moselreife. Letztes Jahr war es gar der höchstbewertete Gutswein bei Parker überhaupt. Er zeigt dieses Jahr nicht diese enorme Konzentration und Wucht der Vorjahre, kommt etwas feiner gezeichnet, aber dennoch mit der Fruchtintensität und Tiefe, die quasi einer trockenen Spätlese entspricht. Der Druck kommt sanfter und zarter in der Nase als letztes Jahr. Er hat eine Finesse und fantastische Säure. Ganz feine Apfel- und Birnenfrucht, weißer Pfirsich, ohne aggressive Zitrusnoten, nur auf reifer, europäischer, feiner Frucht laufend. Salzig, steinig, ein Hauch Grapefruit spielt mit rein, da ist richtig Zug und Spannung drin. Der Mund ist weniger extrem wie letztes Jahr, kommt eleganter, leichtfüßiger und nicht so dramatisch hochkonzentriert, eher feinziseliert. Wir haben Orangenzeste, Orangenblüten, Limette, apfelig, viele helle Blüten, Wiesenkräuter. Durchaus knackige, schlanke Frucht, aber eben keine spitze, sondern total reife, intensive Säure. Ebenso kristallin und klar wie der 2019er, aber zugänglicher, feinfruchtiger. Der Wein hallt lange nach und hat in dieser wunderbaren weißfruchtigen Art mit knackiger Frische und feinem Biss, sehr saftig, mineralisch aufgeladen. Ein Wein mit toller Finesse und moselanischer Leichtigkeit, dennoch hat er Zug und Druck. Da geht im Gutswein Bereich eben nicht viel drüber. Hier sind wir ganz vorne in der allerersten Reihe, gleich oder gar vor Größen wie Molitor und anderen Spitzenbetrieben der Mosel. Gefällt mir extrem gut. 93+/100