Lobenberg: Das erste Kuriosum ist, dass dieser Wein von Philipp Kuhn tatsächlich Philippsbrunnen heißt, das hat er sich nicht ausgedacht, sondern das ist tatsächlich eine uralte Lage, eine kleine Nachbarparzelle des Schwarzen Herrgott im Zellertal. Die Lage hat insgesamt nur 2 Hektar und Philipp besitzt davon einen dreiviertel Hektar in „Steillage“ (haha, Pfalz). Unterhalb des über 650 Meter hohen Donnersberg gelegen, auf reinem Kalkstein. Das ist im Grunde ein blauer Kalkmergel, nochmal kühler als der tertiäre Kalk im Schwarzen Herrgott. Eine Süd-Südost-Exposition auf einen grundsätzlich aber recht rauen, kargen, steinigen Land da oben auf der Kuppe. Der Name der Lage kommt von einem dort im 12. Jahrhundert als Eremit lebenden Mönch namens Philipp. Dieser Wein wird ein reiner Versteigerungswein, weil er einfach der rarste und spannendste Wein von Philipp ist, weil es so eine Ausnahmeerscheinung ist. Die Trauben werden angequetscht und stehen dann eine Nacht kühl bevor sie gekühlt gepresst werden. Danach eine kurze Sedimentation und dann gehts direkt in die Gärbehälter. Geschwefelt wird vor der Gärung nicht, ein biologischer Säureabbau soll nach Möglichkeit aber stets vermieden werden. Rein spontan vergoren im Holz und Belass auf der Vollhefe bis Ende Februar. Dann abgestochen und mit einem guten Teil der Feinhefe Anfang März in Stahl überführt. Dort kurzer Verbleib auf der Feinhefe bis zur Füllung im Sommer. Eine feine Reduktion in der Nase, zurückgenommene Frucht, etwas weißfruchtig, weiße Cassis, süße Ingwerwürze, leicht erdig, minzig-kühl, alles nur in Nuancen ausgedrückt, noch verschlossen wirkend. Der Mund ist einerseits total lieb mit Quitte, gelber Melone und andererseits doch etwas wilder und kantiger, hat etwas mehr Phenolik. Wow, dieser Nachhall des wilden Philippsbrunnen ist schon irre, man kann diesen Wein überhaupt nicht mit dem schmelzigen Saumagen vergleichen, der ja fast schon ein wenig Mittelhardt hat. Nein, wir sind hier im Zellertal, kühler, wilder, rauer, steiniger, in salz aufgelöste Kreide, dennoch charmant und reif, noch etwas wie ein ungeschliffener Diamant wirkend, aber das wird groß. Ich verstehe, wenn Leute diesen schmelzigen, cremigen, dichten, spannungsgeladenen Saumagen oder den athletisch rassigen Herrgott bevorzugen, aber wenn jemand etwas Unikathaftes sucht, etwas sehr Spezielles, Steiniges, der ist mit dem Philippsbrunnen perfekt bedient. Ein großer Wein und ganz anders als alles was Philipp bisher im Programm hat. Ein Wein ohne Ende in seiner Puristik. 100/100