Riesling Pettenthal Großes Gewächs 2021

Schätzel: Riesling Pettenthal Großes Gewächs 2021

VDP

Zum Winzer

100
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2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
11,5% Vol.
Trinkreife: 2027–2056
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
frische Säure
fruchtbetont
3
Lobenberg: 100/100
6
Deutschland, Rheinhessen
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Pettenthal Großes Gewächs 2021

100
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Lobenberg: Alles Anfang der 1980er gepflanzt, also an die 40 Jahre alt jetzt. Das Pettenthal ist stark südlich exponiert, da muss Kai immer extrem aufpassen, dass die Schalen nicht zu viel Sonne abbekommen. Kai sagt, wenn die Trauben Sonnenbrand bekommen, verwendet er sie nicht mehr für die GGs, weil es ihm zu birnig und breit im Aroma wird. Deshalb arbeitet er mit extrem starker Beschattung durch die Laubwand. Abgepresst und mit Dreck und Speck, also dem gesamten Trub, spontan im Stückfass vergoren. Modell »schmutziger Kai«, das ist mutig und groß. Es ist hier nur ein ganz kleiner Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung Naturwein, hier sind einige komplett ungeschwefelte Fässer drin. Kai muss zugeben, dass in diesem Wein wahrscheinlich seine meiste gedankliche und auch physische Arbeit steckt. Hier wird so viel selektiert und gespielt mit den einzelnen Partien. Es ist ein Gesamtkonzept, dass von der ersten Sekunde des Jahres im Weinberg bis zum fertigen Wein in der Flasche in Kais perfektionistischer, freigeistiger Vorstellung von großem Riesling vom Roten Hang entsteht. Und Pettenthal ist einfach die Champions League in Rheinhessen, jeder schaut auf diesen Wein, wenn man hier Parzellen hat. Glockenklare, geradezu kristalline Nase, so dicht und verwoben, fast monumental in seiner Art. Die Nase ist so vielschichtig, dass man irre wird. Man kann sich Minuten nur mit der Nase beschäftigen. Salzige Aprikose, Aprikosenkerne, herbwürzige Quittenschale, Zitronengras und Grapefruit. Auch Fleur de Sel und Alge darunter. Hochkomplex, voller Spiel und Spannung. Die Tiefe in der Nase ist schon berauschend, man meint da geht nicht mehr, bis der Mund kommt. Und wo man in der Nase noch auf einer sphärischen, ätherischen Kräuter-Salz-Gesteinswolke schwebt, wird man im Mund einfach weggeblasen. Die Augen werden schmal und die Zunge rollt sich, ob dieser unglaublichen Intensität. Alles spannt und zieht, die Säure zieht sich wie ein Laserstrahl über den Gaumen, dann wird Salz nachgespült, Druck ohne Ende aus der tiefen, hochkonzentrierten, gelben Frucht. Wenn man diesen Wein probiert, dann erschließt sich die ganze Größe von Kai als genialem Winzer. Hier steckt so viel Mikro-Wissen in diesem Wein. Dieses ganze biodynamische Gesamtkonzept, das die Energie aus dem vitalen Weinberg in den Trauben konserviert und sich dann im Mund durch dieses GG entlädt. Ich bin überwältigt von diesem Wein. So viele Eindrücke. Die Lasersäure ist dermaßen mit purem Salz aufgeladen und dennoch samtig weich, null spitz oder angriffslustig, es ist nur fein und nuanciert. Man kann es kaum fassen. Fast cremig aus der immensen Extraktreichheit, tabakig, würzig, zitrisch, steinig, aber doch so fein, so energetisch, so druckvoll-mineralisch. So klar das Terroir des Roten Hangs mit dieser mineralisch unterfütterten und zugleich fast ölig-dichten Struktur. Ja, Kais Gesamtkonzept mit den ganzen Lernkurven, die er über die Jahre gemacht hat, mit seinem extrem Weinbau, seinen Naturweinen im Keller, seiner Offenheit gegenüber weinchemischen Prozessen. Und dennoch kann man es kaum greifen, es ist mehr eine emotionale Berührung, die hier passiert. Wenn man sich darauf einlassen kann, wird man verzaubert von diesem Wein. 100/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

Mein Winzer

Schätzel

Kai Schätzel zählt aktuell sicher zur Liga der interessantesten Winzer Rheinhessens. Seit einigen Jahren beobachte ich nun die Weine. Dabei kristallisiert sich mit jedem Jahrgang nach einer experimentellen Anfangszeit ein klarer Stil heraus. Kai Schätzel hat mittlerweile seinen eigenen Stil gefunden...

Riesling Pettenthal Großes Gewächs 2021