Lobenberg: Dieser von fast allen Verkostern unterschätzte, feinste Wein von Steffen Christmann geht ausschließlich in die Versteigerung. Komplett auf Kalkstein stehend. Die Lage liegt ganz oben auf einer Kuppe. Starker Wind, ähnlich wie Idig, wobei dieser aber eine reine Südlage ist. Die Kapelle hingegen ist südöstlich ausgerichtet, also ein klein wenig kühler. Dieser Teil war früher das Filetstück aus der ersten Lage Ölberg. Steffen Christmann sieht es von der Struktur her aber ganz nahe beim Idig, nur die etwas kühlere Lage aus den alten Reben verschafft ihm einen kleinen frischen Finesse-Vorteil. Die Kapelle ist 2017, noch deutlicher als 2016, für mich jedenfalls der feinste Wein von Steffen Christmann. Der ruhigste Wein. Noch viel in sich ruhender als der große Idig. Hier passt alles, alles ist fein und die Ölberg Kapelle ähnelt unheimlich dem 2016er in dieser feinen und ruhigen Gewissheit und Gelassenheit. Ein ruhiger Wein bei dem alles stimmt, quasi erleuchtet. Bei dem man aber auch alles entdecken kann. Der so komplex ist. Der aber nirgendwo laut ist, der nirgendwo dominant wird, sondern der unglaublich hintergründig lange läuft. Das ist Feinheit und die Seidigkeit pur – und trotzdem hat er Rückgrat und Dampf in der Mitte. Im Grunde ist dieser Wein das Spiegelbild seines Herren Steffen Christmann, in dieser totalen Ausgewogenheit, in dieser Ruhe. Angekommen in der Gelassenheit. Erleuchtet eben. 100/100