Lobenberg: Einen für 2018 sagenhaften Alkoholgehalt von 11.5% vol., pH-Wert unter 3, Säure knapp 9 Gramm, auf dem Papier kann das eigentlich kaum ein 2018er sein oder? 100% spontanvergoren. Natürlich vom Rotlegenden, eisenhaltigem Ton-Schiefer am Roten Hang, alles biodynamische Handarbeit, teilweise Dichtpflanzung in Einzelpfahl, Triebspitzen werden kaum geschnitten, gerade in so warmen Jahrgängen, um noch mehr Beschattung zu bekommen. Alles Anfang der 1980er gepflanzt, also an die 40 Jahre alt jetzt. Ganztrauben mit Füßen eingemaischt, bis zu einer Woche Maischestandzeit unter Trockeneis, dann komplett abgepresst und mit Dreck und Speck, also dem gesamten Trub, spontan im Stückfass vergoren. Der Wein mutet leicht an, nicht nur wegen dem niedrigen Alkohol, sondern weil das gesamte Weinbergskonzept darauf ausgelegt ist, mit „entschleunigten“ Weinbergen, Begrünungen, unzählige Lesedurchgänge in denselben Weinbergen bis zu 6 Mal für die kleinsten, goldenen Trauben. Die Oechslegrade liegen zwischen 88 und 92 Grad. Dieser Ölberg ist so fein und verspielt, europäische Frucht, fast moselanische Leichtigkeit. Gott ist das eine Schönheit, aber man muss das wollen, man muss offen sein für einen Wein der noch feiner ist als alles was es in Rheinhessen gibt. Der moselanisch fein ist und trotzdem diese „Schätzeligkeit“ hat, wie Kai es nennt, also etwas wild ist. Ich muss jeden Konsumenten positiv warnen, man muss die Seele dieses Weines so lieben wie sie ist. Es gibt kaum Weine die so eigenwillig sind wie Schätzels GG, aber es gibt auch kaum Weine, die so faszinierend sind. Im Jungstadium sind sie meist von ihrer starken Reduktion geprägt, das heißt sie brauchen sehr, sehr viel Luft oder einiges an Reifezeit, um aufzublühen, es sei denn man liebt die reduktiven Noten. Das muss jeder für sich entscheiden, aber großes Kino und eine Freakshow ist das allemal 97-100/100