Lobenberg: Die Lage der Oberhäuser Brücke zieht sich komplett durch. Das Große Gewächs, was in die Versteigerung geht und wahrscheinlich das größte GG des Hauses ist. Die spektakulär filigrane Spätlese, die so viel tänzelnder ist als die gleichwertige, aber doch ganz andere Hermannshöhle. Und jetzt in der Auslese wird der Unterschied eher noch deutlicher. Es gab eigentlich in 2020 nicht so offensichtliches Auslese-Material, weil es so wenig Botrytis gab. Also hat Cornelius das Team angewiesen nur die sonnenzugewandten, goldgelben Trauben aus den Henkeln extra zu lesen. Das wurde 2015 schon mal so gemacht, auch ein heißes trockenes Jahr mit nur wenig Botrytis. Es ist also eine Auslese der sonnengereiftesten, goldgelben Beerchen, hochreif aber ganz niedrig an Botrytis. Die Hermannshöhle drückt und schiebt und ist viel massiver. Es ist ein riesiger Wein, aber schon sehr stoffig. Die Brücke dagegen ist selbst als Auslese filigran. Sie riecht moselanisch. Wie die Spätlese schon zuvor ist es eine Mosel-/Saar-Nase. So etwas wie das Himmelreich oder Saarburger Rausch von Zilliken. So viel Orangenschale, Grapefruit, gelber und roter Pfirsich, Wiesenblüten darunter. Zart und wirklich ein Hauch, ein Gedicht von verspielter, immenser Aromatik. Geniale Säure im Mund, die den Zucker vom Gaumen spült. Macht den Zucker vergessen. Macht den Wein saftig. Dazu diese Mineralik, die wir schon in der Spätlese hatten. Das hält alles in der Balance. Noch höhere Säure, noch höhere Mineralik als schon in der Spätlese. Lässt den noch höheren Zucker der Auslese komplett vergessen. Die Auslese ist wirklich fein trinkbar. Es gibt so einen ganz hochfeinen Honigton von der sauberen, minimalen Botrytis, aber das ist nur ein Hauch als Unterlage. So eine schicke Auslese aus einem Jahr, das wirklich wenig Auslesen hervorgebracht hat. 97-100/100