Lobenberg: Dirk Würtz, der ja jetzt federführend bei St. Antony ist hat sich entschieden alle GGs zu 100 Prozent im Edelstahl zu vergären und auszubauen. Komplett spontanvergoren, während des gesamten Prozesses und auch zur Füllung nur sehr niedrig geschwefelt, das ist spürbar, die Weine zeigen sich offen, klar und zugänglich, selbst im jungen Stadium eher leicht oxidativ, zumindest keineswegs reduktiv, trotz des Stahlausbaus. St. Antonys Parzelle im Hipping heißt Käferberg, diese liegt im hintersten Teil des Hippings direkt an den Brudersberg und das Pettenthal angrenzend. Das Besondere hier ist, dass die Parzelle nordwärts gerichtet ist. Die Rheinfront insgesamt ist natürlich ein ziemlich warmer Fleck eigentlich, die großen Lagen hier reifen auch in kühlen Jahren gut aus. In der kühlen Hipping-Parzelle musste dennoch um Reife gekämpft werden, sehr späte Lese. Das ist natürlich ein großes Plus. Wie viele Topwinzer presst auch St. Antony sehr langsam, über 6 bis 8 Stunden mit viel Luftkontakt, um eine gewisse Phenolik zu erhalten und um etwas Mostoxidation zuzulassen. Das Ergebnis präsentiert sich in der Nase schön frisch, eine sehr klare Fruchtexpression, feine Zitrusnoten, Grapefruit, Bleistiftabrieb, Tonicwater. Super filigrane, ganz zarte, ultrakühle Nase, nasses Gestein, fast an Blauschiefer erinnernd. Immer wieder schiebt sich auch eine kühle Minznote in den Vordergrund. Ein Touch Limettensaft mit Meersalz im Finale. Alles ist reif, alles ist klar, schwebend. Ein Hipping wie aus längst vergessenen Zeiten, schlank, fein und kühl, aber voller Geschmack und Nuancen. Faszinierend. 96-97+/100