Lobenberg: Cornelius Dönnhoff hat letztes Jahr entschieden ein Stückfass des Hermannshöhle GG abzustufen, weil es aus der Reihe getanzt ist. Daraus ist dieser Niederhäuser Ortswein entstanden, der also eigentlich 100 Prozent Hermannshöhle ist, allerdings eine Parzelle mit jüngeren Reben. Dieses Jahr hat Cornelius diese Parzelle nun bewusst von Anfang an separat ausgebaut mit dem Ziel ihn singulär als Ortswein nur für Lobenbergs auszubauen. Diese fetzig junge Hermannshöhle heißt nun Riesling Niederhäuser Ortswein und ist zu meinem eigenen Erstaunen sehr mein Ding. Noch nicht so groß und erhaben wie das perfekte GG selbst, irgendwie aufregender, etwas schräger, sehr geradeaus, schlanker und rassiger. Irgendwie eine Turboversion des straighten Kahlenberg. Salzige Zitrusnase, etwas Orangenschale, Nektarine, zerstoßene Muschelschale, leichte Hefeprägung. Schlanker und vibrierender bei gleicher Grundaromatik wie die Hermannshöhle, nur eben etwas weniger komplett. Wie schön für uns, dass es diesen Wein nun 2020 auch wieder gibt, zumindest solange bis die Reben ins GG gehen werden, was irgendwann der Fall sein wird! Schöne salzig-schlanke Art, die fast etwas an Chablis erinnert in der mineralischen Textur. Der Speichel fließt und die Augen werden schmal in dieser fast kreidigen Griffigkeit. Aber es ist eben total reif, nicht grün, sondern perfekt auf dem Punkt und trotzdem so pikant und geradeaus. Ein genialer, schnörkelloser Riesling mit Brillanz und Tiefe. Schon irgendwo archetypisch für die aufregende Mineralität der Nahe, aber eben auch vor allem ein klarer Dönnhoff in dieser kristallinen Klarheit. 95-96+/100