Emrich Schönleber: Riesling Monzinger Niederberg 1G 2021

Emrich Schönleber: Riesling Monzinger Niederberg 1G 2021

Zum Winzer

95+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2023–2034
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
frische Säure
3
Lobenberg: 95+/100
Parker: 94+/100
Suckling: 94/100
6
Deutschland, Nahe
7
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Monzinger Niederberg 1G 2021

95+
/100

Lobenberg: Unweit des Halenberg gelegen teilt sich der Niederberg mit diesem eine ähnliche Bodenkomposition aus Blauschiefer und Quarzit. Seit Ende 2018 ist der Niederberg auch eine offiziell eingetragene geschützte Ursprungsbezeichnung laut EU-Recht wie etwa auch Heymann-Löwensteins Uhlen-Parzellen. Nach VDP-Statuten ist es eine Erste Lage. Der Niederberg ging meist in den Riesling Mineral ein, doch dafür ist er eigentlich zu gut. In die Nase steigt helles Gestein, fast an Kreide erinnernd, dann die Frische von Zitronenmelisse, schlanke Zitrusfrucht. Es bleibt eine drahtige, mineralgeprägte Riesling-Nase. Am Gaumen hellfruchtig, saftig und kristallin mit schiebendem Druck aus dem vollreifen, zitrischen Fruchtkern. Satt und mundfüllend aus der hohen Konzentration und dem hohen Extrakt, lange durchziehend und nachhallend. Kandierte Zitrone, gefolgt von kühlen Kräutern, Pfefferminze, viel Gesteinsmehl. Puristisch, athletisch, vibrierend, präzise. Ein fesselnder, anspruchsvoller Riesling, der eher an die mineralische Kühle des Halenberg anknüpft, aber dabei karger und rassiger bleibt, eher in Richtung Sancerre ohne Exotik gehend. Es bleibt ein stark vom Boden geprägter Wein. Eine sehr feine Klinge für Riesling-Puristen. 95+/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

94+
/100

Parker über: Riesling Monzinger Niederberg 1G

-- Parker: From the same soils as the Halenberg but later ripening due to a lack of thermal updraft, the 2021 Monzinger Niederberg 1G is deep, coolish and more slatey on the nose that also reveals some pure and refreshing dashes of lemon juice. It is savory and intense in its round but tart grapefruit notes and very precise and nicely bitter (or tart) on the finish. This is another pure, straight and linear dry Riesling that is still bloody young but will turn out as another great 2021 at Schönleber—but this will take four, five or maybe even more years. There are fine tannins on the finish. Natural cork. 12% stated alcohol. Tasted at the domaine in August 2022. 94+/100

94
/100

Suckling über: Riesling Monzinger Niederberg 1G

-- Suckling: A seriously smoky nose with an exciting hint of youthful, leesy funk pulls you into this sleek yet concentrated dry riesling. Extremely focused finish with so much wet-stone minerality. GG quality without any doubt! Drinkable now, but best from 2023. 94/100

Mein Winzer

Emrich Schönleber

Im Auf und Ab der Weingeschichte genossen die Steilhänge der Nahe Anfang des 19. Jahrhunderts schon einmal allerhöchstes Ansehen. Auch Johann Wolfgang von Goethe hielt das allgegenwärtige Lob in seinen Notizen fest: »Nun rühmte die Gesellschaft einen in ihrer Gegend wachsenden Wein, den Monzinger...

Riesling Monzinger Niederberg 1G 2021