Lobenberg: Das Besondere an dieser Lage ist, dass seit über 100 Jahren kein Kunstdünger oder Ähnliches hier ausgebracht wurde, da hier der Brunnen der Gemeinde Bad Kreuznach liegt. Es ist die Nachbarlage des Kahlenberg, am klassischen Abrisshang in Richtung Stadt, viele Weinlagen sind hier Bauland zum Opfer gefallen. Hier gab es immer nur Bio-Weinberg. Das ist Schotter-Quarzitboden und es vor einigen Jahren GG wurde hat Dönnhoff hier nur Süßweine erzeugt. Ein reiner Südhang, der wie gesagt, direkt oberhalb der Stadt Bad Kreuznach liegt. Nur das steile, hochgelegene Stück des Weinbergs ergibt das GG und der Rest wird ein Kabinett. Der Weinberg hat fünf Hektar, davon hat Dönnhoff einen. Er hat durchaus Ähnlichkeiten zum Kahlenberg, weist aber mehr Tiefe und eine höhere Intensität auf. Der Kahlenberg wirkt etwas karger, wenn man so möchte. Der Krötenpfuhl kommt schon freudestrahlend aus dem Glas. Glockenklare europäische Frucht, gelber Apfel, Williamsbirne. Die Frucht ist total reif, hat dennoch eine kristalline, feste Puristik, die sofort an Quarzit denken lässt. Für Dönnhoffs ist diese Puristik und die Klarheit das Merkmal für die perfekte Alterungsfähigkeit der Weine. Dennoch ist der Krötenpfuhl sicher eines der offeneren GGs des Hauses. Der trockene, kühle und herbsaftige Biss des Jahres 2021 passt zum Krötenpfuhl ganz besonders, ohne dass es den Feinschliff und die Brillanz von Dönnhoff missen würde. 95-97/100
Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.