Lobenberg: Die Nase des Herrenbergs glänzt grünhaustypisch vor allem durch Würze, Zimt, Nelke, Anemonen, grüner Tee, Rucola und zarte Karamellnoten. Der Mund ist kerniger und etwas ungestümer als die des superfeinen Abtsberg GG, das ist in nahezu jedem Jahr so. Der Herrenberg hat eine kraftvolle, etwas ungezügelte Mineralität, die er unverblümt zum Ausdruck bringt. Weniger fein, aber dafür ebenso intensiv und durchschlagender aus der herben Fruchtaromatik. Intensiv, dicht und aufbrausend, bringt der Herrenberg viel grünen und gelben Apfel, Quittenschale und Kräutersud auf die Zunge. Herbsaftig, vital und wunderbar klassisch. Ein Ruwer-Riesling wie aus dem Bilderbuch und ein bisschen eine Reminiszenz an die Mosel-Rieslinge der alten Schule, vor dem Klimawandel, als noch nicht alles so total reif, fein und abgehoben war, wie es eben der Abtsberg ist. Ich schätze den Herrenberg sehr in dieser klassischeren, kernigeren Ausrichtung. Zum rheinischen Sauerbraten oder einer dicken Scheibe Bauernbrot mit grober Leberwurst gibt es kaum etwas Besseres. 95+/100 // Lobenberg in Wiesbaden: Der würzigere Herrenberg vermag an die abgespacte Eleganz und Verspieltheit des Abtsbergs nicht heranzukommen, ist mehr im Stil der fruchtigeren Mittelmosel. Sehr stimmig. 96-97/100