Lobenberg: Die Stilistik ist natürlich auch im Jahr 2018 ganz klar Christmann mit diesem typischen Schmelz in der Nase, ein würdiger Nachfolger des extrem schönen, spannungsgeladenen 2017ers. 2018 bringt dann noch ein wenig mehr Schmelz und Wärme mit und trotzdem eine grandiose Frische. Das kuriose ist im Grunde, dass er vorneherum ein Plus an Cremigkeit und Fülle hat aber hintenraus auch ein bisschen mehr Frische und Spiel mitbringt. Er ist tendenziell wieder genauso leicht oder einen Tick leichter geworden wie er immer war, das liegt an der punktgenauen Lese. Mit 24 Hektar Fläche hat Christmann 2018 genauso viele Ernteleute eingesetzt wie das Weingut Buhl mit über 60 Hektar, denn Steffen Christmann wollte einfach schnell und punktuell lesen können, das war der Schlüssel in seinen Augen in diesem Jahr, dass die Weine keine Breite bekommen, aber auch nicht zu früh, respektive leicht unreif geholt werden. Diesen Spagat hat das Weingut Christmann 2018 hervorragend geschafft. Mein erster Eindruck ist, dass die Weine vorneheraus etwas reifer und schmelziger sind und hintenraus dann aber filigraner und verspielter, tänzelnder wirken. Dementsprechend ist die Nase schön cremig mit Birne, Apfel und Zitronengras, alles fein und charmant. Der Mund ist total verspielt, zeigt neben etwas Melone auch viel Limettenzesten, Zitronengras, etwas Orange, dann feinen Salz an den Zungenrändern, leichter Kalksteinausdruck. Durchaus mit Zug, das ist ein spielerisch leichter und dennoch profunder Gutswein. Ich bewerte ihn nicht höher als den 2017er, der in sich auch sehr stimmig war, aber er ist auf jeden Fall gleichwertig in einer etwas anderen, fast noch feineren Stilistik. 93/100