Lobenberg: Ab dem Jahrgang 2020 greift das Weingut den historischen Begriff Grünhäuser wieder auf. Der Wein ist das, was zuvor der Riesling Alte Reben war. Nur der Name ändert sich, der Inhalt bleibt qualitativ gleich. Also bestes Traubenmaterial von alten Reben in den Großen Lagen Abtsberg und Herrenberg. Wer die Nase hier ins Glas hält, dem kommt der Frühling entgegen. Beschwingt, enorm frisch, saftig, leichtfüßig und brillant. Zarte 11,5% vol. Alkohol, ganz klassisch moselanisch. Wieder ein etwas schlankere Jahrgang nach den Blockbustern 2018 und 2019. Gott, ist das ein schicker Wein, so klassisch feiner Ruwer-Riesling. Man hat fast Reminiszenzen an die Mosel der Ende-1990er und frühen 2000er Jahre mit dieser schlanken Eleganz und animierenden Saftigkeit, die völlig mühelos über die Zunge tanzt. Knackiger Granny Smith, Limettenschale, Wildkräuter und Grüntee, auch leicht exotisch-pikante Noten von Passionsfrucht und Kiwi ziehen sich durch. Narzissen und Apfelblüten. Grandiose Spannung, die sich dann am Gaumen mit elektrisierender Mineralität über die Zunge entlädt. Wow, die Augen werden schmal, so pikant, Kiwi, milder Limettensaft, Matcha laufen über zerstoßenen Schiefer und etwas herbes Baumharz. Bleibt ewig im Mund stehen und bitzelt mit salzig-pikanter Schiefermineralität nach. Schon mit einer sehr schönen, schlanken und betonten Frucht vorne, doch hintenraus kommt dann so viel klassischer Schiefer-Zug, fast Chablis-artig in der mineralisch-feinen Silhouette. Kristallin und geschliffen. Mir gefällt das ausgesprochen gut. 2020 läuft sicher etwas weniger auf Charme und Schmelz als 2018 und hat nicht ganz den Biss von 2019, aber es strahlt eine traumhafte Klassik aus. Durchaus ein bisschen an 2008 oder die fruchtstarke Spannung von 2017 erinnernd. Trinkfluss und Zug ohne Ende, immer geradeaus, aber dabei eine wunderbar verspielte, brillante Frucht und die einmalige Wildkräuter- und Blütenaromatik von Grünhaus. Ruwer-Riesling par excellence. Eine Freude, ich bin begeistert. 95+/100