Lobenberg: Es gibt nur 4000 Liter. Der Roth Lay wächst auf Schieferterrassen direkt zur Mosel. Der Schiefer ist klassischer Schiefer mit rotem Einschlag von einem sehr hohen Eisengehalt, es ist der Ausläufer des Uhlenhangs, mit kühleren und etwas wärmeren Abschnitten, die für eine Balance und Komplexität sorgen. Verwitterungsgestein. Der Wein wird nach der Ernte in ganzen Trauben angequetscht. 12 Stunden Maischestandzeit auf Rappen und Schalen. Vorsichtiges abpressen und Vergärung mit spontaner Hefe im großen Holzfass. Er verbleibt bis zum übernächsten Frühjahr, also ganze 17 Monate, auf der Vollhefe. Ab und zu Batonnage. Das ist Reinhard Löwensteins langsamer Wein. Ich habe alle Uhlen hintereinander probiert, davor den Röttgen. Der Blaufüsser Lay besticht durch seine ungeheure Finesse, der Laubach durch seine fast etwas monogame Direktheit, durch seine Schieferwürze und seinen irren Geradeauslauf. Aber im Grunde sind Blaufüsser, Röttgen und Uhlen Roth Lay die 3 Weine, die jeweils für einen eigenen Charaktertyp in fast exzessiver Ausprägung stehen. Die Lagen Laubach, Kirchberg und Stolzenberg finden leichten keinen Eingang in mein Portfolio, denn am Ende sind alle 5 Weine von Schieferterrassen, vom blauen Schiefer über den Röttgen bis hin zu Uhlen Blaufüsser und Roth Lay ganz eigenständige Charaktere, völlig unterschiedliche Weine, mit der Krönung im Roth Lay. Schon der erste Mundeintritt war fast eine Explosion, wir haben so eine irre Mineralik und eine wahnsinnige Frische. Wir haben einerseits diese immense Steinigkeit und Schieferwürze aus dem Röttgen, aber gleichzeitig diese totale Verspieltheit aus dem Blaufüsser, die Kühle des vom blauen Schiefer und die feine Exotik, diese verspielte Geselligkeit, dieser Wohlgeschmack mit Turbolader aus den Schieferterrassen. Und dennoch braucht der Roth Lay einfach Zeit, um all diese Elemente miteinander zu verbinden, der Wein kommt zu Recht erst im September 2020 auf den Markt und er bekommt ein ganzes Jahr länger im Fass als alles anderen. Hier bei Heymann-Löwenstein lässt man sich sehr viel Zeit dem Wein seine Entwicklungsmöglichkeiten einzuräumen, der Roth Lay verbleibt über ein Jahr auf der Vollhefe und danach weitere Monate auf der Feinhefe. Und während ich diese Worte spreche kommt der Wein für Minuten immer wieder hoch, die Feinheit der Frucht, wie sie auch im Blaufüsser Lay war, die Steinigkeit, alles hallt nach. Die Zunge rollt sich ob dieser Superkombination aus Zitronengras, Limette und Schiefergestein, gepaart mit Grün- und Schwarztee-Aromatik. Wir haben eine satte Cremigkeit und Reichhaltigkeit am Gaumen, viel Hefe- und Schieferwürze unter den üppigen Aromen und dennoch ist 2018 so völlig anders als die Vorgängerjahre, wobei noch am ähnlichsten zu 2016. Man glaubt es gar nicht, aber er ist sogar etwas geringer im Alkohol und doch höher in der Aromatik, damit hätte ich nicht gerechnet dieses Jahr. Das ist perfekter Stoff in großer Harmonie. Unendlich lecker und groß zugleich. 100/100