Lobenberg: Der Weinberg des Röttgen liegt in Winningen, direkt am Fluss, auf verwitterten Schieferterrassen. Sehr steiniger, karger Weinberg, deshalb ist der Wein immer überaus mineralisch, aber auch eine sehr warme Lage mit hoher Sonneneinstrahlung, sehr exponiert. Es ist einer der eindrucksvollsten Weinberge der Mosel. Als vor knapp 200 Jahren zur Steinbeschaffung die Terrassen im Röttgen vom Koblenzer Militär gesprengt wurden, lag auf dem Feld nicht nur das Geröll vom verwitterten Felsen, sondern auch eine dünne Schicht Lößlehm, die sich hier über die Jahrtausende abgelagert hatte. Bei der Anlage der Weinberge wurde hierauf eine 0,5 bis 4 Meter hohe Schicht aus Schieferboden und Gestein aufgebracht. Der Wein wird, wie alle Weine, als Ganztraube 12 Stunden auf der Maische und den Schalen gelassen, dann vorsichtig abgepresst. Spontan vergoren im großen Holzfass. Er verbleibt bis zur Füllung im Sommer auf der Vollhefe. Nur ab und zu Batonnage. Der Röttgen ist eigentlich immer der idealtypische Wein von diesen mineralisch geprägten Schieferterrassen, der in manchen Jahren aber auch schon diese große Erhabenheit der Uhlen-Lagen aufweist. Und diese extreme, steinige Mineralität mag ich sehr, gepaart mit der reifen Frucht von den warmen Schieferterrassen. Die Nase ist direkt viel eindrücklicher, dichter und opulenter als die der Uhlen-Lagen. Die Frucht wirkt wie in Hefe gepudert, getrocknete Ananas, Aprikose, weißer Pfirsich, Muskatnuss, Grapefruit, sehr saftig, fruchtbetont und charmant. Viel weniger zurückgezogen und weniger kräuterig-kühl als die Uhlen-Lagen. Hier kommt auch etwas Exotik mit Maracuja, auch sehr viel Melone, etwas Litschi und Mandarine im Nachhall. Auch hier sehr viel Gripp im Mund, deutlich auf der Frische des Jahrgangs laufend. Die Augen ziehen sich zusammen ob dieser intensiven Mineralik und der Säure-Power von 2019, da kommt auch der pure, harte Stein zum Vorschein, Feuerstein, mit großer Länge. Süß-herbe Zitrone, unglaublicher Schmelz, cremig und fein über den Gaumen gleitend. Was für eine Orgie in Delikatesse, ohne aber langweilig zu werden. Das ist schon ein ziemlicher Kracher 2019 in genau dieser Fruchtopulenz, Intensität und Mineralik, alle Regler nach rechts, aber die Feinheit der Uhlen-Lagen erreicht er dieses Jahr nicht. 98+/100