Lobenberg: Der Weinberg des Röttgen liegt in Winningen, direkt am Fluss, auf verwitterten Schieferterrassen. Sehr steiniger, karger Weinberg, deshalb ist der Wein immer überaus mineralisch. Als vor knapp 200 Jahren zur Steinbeschaffung die Terrassen im Röttgen vom Koblenzer Militär gesprengt wurden, lag auf dem Feld nicht nur das Geröll vom verwitterten Felsen, sondern auch eine dünne Schicht Lößlehm, die sich hier über die Jahrtausende abgelagert hatte. Bei der Anlage der Weinberge wurde hierauf eine 0,5 bis 4 Meter hohe Schicht aus Schieferboden und Gestein aufgebracht. Der Wein wird, wie alle Weine, als Ganztraube 12 Stunden auf der Maische und den Schalen gelassen, dann vorsichtig abgepresst. Spontan vergoren im großen Holzfass. Er verbleibt bis zur Füllung im Sommer auf der Vollhefe. Nur ab und zu Batonnage. Der 2016er hat etwas höheren Alkohol als der 2015er, liegt bei 13,5%. Auf Grund der Trockenheit gibt es vom 2016er nur extrem wenig Menge. Der größte Verlust beim Röttgen bestand aber gar nicht in den Witterungsbedingungen, sondern in Erdraupen, die hier enorm fraßen. Das Ergebnis: Es gibt nur 50%, aber die haben es in sich. Hinzu kahmen die Verluste in der Blütezeit, wie es schon bekannt war. Die Blütezeit und die Vormonate waren durch die nassen Witterungsverhältnisse schon extrem schwierig. Der Röttgen zeigt sich, ähnlich wieder der zuvor probierte Stolzenau sehr mineralisch, sehr steinig. Deutlich weniger exotisch als z.B. der Riesling vom blauen Schiefer. Deutlich karger, in europäischer Frucht bleibend. Richtig traubig. Weintraube neben etwas Birne, aber dann kommen Elemente wie ein Touch Dattel und Feige. Im Mund unglaublicher Druck, der sich immer mehr aufbaut. Das Ganze verwoben mit dieser großen Steinigkeit und dieser Cremigkeit. Ja, es ist schon ein bisschen so, als wenn man Rosinen, Weintrauben und Datteln gemeinsam in den Mund nimmt. Dazu ein Stück Feuerstein, alles umrühren und dann haben wir Röttgen. Das Ganze ist aber schön saftig und drückt gewaltig, wuchtig und üppig ohne jedoch fett zu sein. Das ist das Erstaunliche. Man trinkt eher vom Röttgen eine Flasche alleine als vom blauen Schiefer, weil er doch mehr auf der mineralischen Seite bleibt, als zur extrem fetten Seite zu schwenken. Auf jeden Fall ist der 2016er ein barockes Unikat und so ganz anders als der tänzelnde, feine, säurebeladene Finessewein 2015. Der 2016er kann absolut für sich stehen. Ich weiß gar nicht, wann ich einen Röttgen in dieser Form zuletzt probiert habe. Eindrucksvoll ist er allemal. 98+/100