Lobenberg: Erstmals 2011 hat Reinhard die Botrytis überwiegend separat gelesen und in einem anderen Wein vinifiziert. Die Naturhefen konnten so jetzt im Gegensatz zu früheren Jahrgängen den Wein durchgären unter die vom VDP vorgeschriebene Höchstgrenze (9 Gramm) an Restzucker für Große Gewächse. Der Wein wird nach der Ernte in ganzen Trauben kurz angequetscht, eine Nacht Maischestandzeit, sehr vorsichtiges Abpressen, Vergärung mit Spontanhefe im großen Holzfass. Er verbleibt bis zum Sommer auf der Vollhefe bis zur Füllung. Ab und zu Batonnage. Der Weinberg liegt in Winnigen, direkt am Fluss auf Schieferterrassen, sehr steiniger Weinberg, wenig Lehmlössauflage, dadurch überaus mineralisch und fein. Der 2012er Winnender Röttgen, trotz Zuckers auch früher schon eine der besten fast trockenen Hochgewächse an der Mosel, liegt nun bei unter 8 g Restzucker und fast 7 Promille Säure. Der Alkohol liegt etwas über 13 Grad. Er hätte ganz durchgären können, Reinhard wollte aber keinen BSA (biologischer Säureabbau zur Umwandlung der Apfelsäure in weiche Weinsäure) um den Säurekick zu behalten. Der Wein zeigt deutlich mehr Frucht als der Kirchberg. Immens voll und zugleisch rassig schlank und puristisch. Feine Aromatik mit Birne und Quitte, Golden Delicious-Apfel mit immenser Aromatik, etwas Ananas, pikante Passionsfrucht, etwas Thymian, aber erstaunlich schlank bleibend. Dann kommt Zitronengras und gelbe Pampelmuse, das gibt eine ganz pikante Note dazu. Bei gleichzeitig kraftvoller Wucht, ohne süß zu wirken. Im Mund ein großer Ansturm von frischer rassiger Säure. Man mag nicht glauben, dass es nur knapp 7 g sind, sie dominiert eindeutig. Satte Mineralien. Der Wein ist im Mundgefühl komplett cremig und ungeheuer tief, sehr salzig und steinig, sehr viel gelbe und rote Grapefruit, Abrieb von Zitronenschale, Zitronengras. Jetzt kommen sogar etwas Mango und Maracuja dazu. Das Ganze bleibt immer voll und wuchtig und gleichzeitig fein und verspielt und von der Säure getragen, tänzelnd und voller Spannung. Der puristisch trockene, mineralische Wein lebt und besticht mit dieser immensen Spannung zwischen Säure und Salz und sensationell üppiger Frucht. Der Röttgen kann in der Erhabenheit dem Roth Lay das Wasser nicht reichen und gehört doch zur Oberliga der GGs. Mit dem Ungeheuer von von Winning, Fritz Haag und Sauer wohl das beste Preis-Qualitäts-Verhältnis aller GGs! 97-99/100