Lobenberg: Das Weingut Christmann ist zusammen mit den Weingütern Bürklin Wolf, Odinstal und Von Buhl ein Vorreiter der Biodynamie in der Pfalz. Speziell hier in der Mittelhaardt geht das ganz besonders gut. Die Biodynamie führt nicht nur zu viel gesünderen Böden und Pflanzen, sondern über diese Gesundheit hinaus auch dazu, dass die Trauben deutlich schneller reifen. Die Vegetationsperiode von der Blüte bis zur Ernte, die in früheren Jahren durchaus 110 Tage betrug, ist bei Christmann mit 100 Tagen ziemlich perfekt. Alle Biodynamiker haben einen Reifevorsprung von ein bis zwei Wochen. 2019 war das deshalb so wichtig, weil Ende September und Anfang Oktober viel Regen einsetzte. Christmann hatte nur noch einen Tag im Regen, alles andere konnte vorher geerntet werden. Vollreif und trotzdem knackig-frisch. Bei Christmann wird alles von Hand gelesen, dann werden die Ganztrauben langsam gepresst und im offenen Bottich spontan vergoren. Der Ausbau findet komplett im großen Holz statt. Die Meerspinne ist die beste Lage im Mandelgarten, ausgekoppelt vom VDP aus dem Mandelgarten, der somit vor eingen Jahren geteilt wurde. Zwei Drittel der etwas schwächeren Lagen wurden zur Ersten Lage abgestuft. Nur der beste Teil wurde mit „Meerspinne“ als Katasterbezeichnung zum GG aufgewertet. Eine kühlere Lage in Gimmeldingen. Reiner Kalkboden mit leichter Mergelauflage, was immer sehr geradlinige, präzise und feine, mineralisch-salzige Weine ergibt. Die Auskopplung und Abstufung von zwei Dritteln des Mandelgartens hat der Meerspinne natürlich unglaublich gutgetan. Und das zusammen mit dem Charme der kühlen und stylischen Weine aus Gimmeldingen ist natürlich schon eine perfekte Geschichte. Dieser kühle Lage kommt 2019 mit diesen kühlen Nächten des Herbstes sehr entgegen. Doppelt kühl im heißen Jahr. Auch war in der Pfalz der Sommer sehr trocken und heiß, die absoluten Peaks waren zum Glück jedoch nur vereinzelt. Die Gesamtdurchschnittswärme war in 2018 sicherlich höher. Deshalb ist 2019 so viel frischer, und das drückt sich bei dieser Meerspinne schon in der Nase aus. Feine Mandarine, zerdrückte Aprikosenkerne. Ein leichter Hauch Mango, Papaya und gelbe Melone. Mit sehr viel Schmelz aus dem Glas kommend und so typisch Christmann, so typisch Gimmeldingen. Für diesen Ort steht der Winzer. Und dieser Ort drückt auch meines Erachtens die Charakteristik des Weinguts und der Besitzer perfekt aus. Der Mund ist kühl und sanft zugleich. Frisch und trotzdem saftig und lecker. Ein Wein für die Freude. Mit dieser kühlen Orange, Mandarine. Mit der Aprikose. Ganz wenig Zitrusfrucht. Nichts Aggressives. Eher burgundisch, schmelzig, cremig. Kein Riese, kein Wein zum Niederknien, aber ein extrem gelungenes GG, das schon nach drei bis vier Jahren richtig Freude machen wird. Lecker ist der richtige Ausdruck. Ein Wein zum Saufen auf allerhöchstem Niveau. 97-98+/100