Lobenberg: Alles Handlese, als Ganztraube langsam gepresst und dann im offenen Bottich spontan vergoren. Ausbau komplett im Holz. Der Idig steht auf massivem Kalkstein. Wir hatten ja bereits das Vergnügen den Königsbacher Ortswein, der der Zweitwein des Idig ist, zu probieren – und auch beim Idig stellt sich diese unglaubliche Präzision, Erhabenheit und Ruhe ein. Diese über allem thronende Majestätik. Idig ist seit langer, langer Zeit immer einer meiner absoluten Favoriten, weil Idig schon jung so typisch pfälzisch ist. Diese Cremigkeit der Böden spiegelt diese Burgunderhaftigkeit perfekt wider. Und weil Idig nach zehn, zwanzig oder dreißig Jahren das immer noch zu steigern weiß. Das ist Pfalz in Reinkultur. Schon die Nase strahlt diese Ruhe aus, die der Idig mitbringt. Eine unheimlich große Harmonie. Nichts tanzt hier aufmüpfig hin und her. Alles wird getragen von weißer und gelber Frucht in schöner Reife. Leichte Orangenzesten darunter. Ganz ruhig und getragen von seiner eigenen Gewissheit tritt der Wein in den Mund. Alles ausfüllend. Wunderschöne Mineralik. Tolle Länge. Auch hier wieder viel weiße Frucht. Weißer Pfirsich. Auch Walnüsse, Mandel, schöne Blumigkeit und gleichzeitig eine Straffheit von der sehr frühen Lese mit sehr guter Frische. Idig trifft seit vielen Jahren genau den Nerv. Zumindest den Nerv, den ich mir von einem Großen Gewächs aus der Pfalz in etwas traditioneller Art vorstelle. Denn hier haben wir weder die extreme Trockenheit mit großem Holz wie bei Buhl, noch der große Neuholzeinsatz mit großer Frische von von Winning. Christmann ist ein wirklich würdiger Vertreter der klassischen Pfalz. Und das mit Steffen Christmanns großen Anstrengungen zur Veränderung der letzten Jahre mit der Hinwendung zur Straffheit, zur Frische. Weg vom Barocken, hin zu extrem sauberem Lesegut, ist genau die Antwort, um weiterhin in der allerersten Reihe zu bleiben. Und mit seinem neuen italienischen Kellermeister Oskar, den er praktisch von Bürklin Wolf geerbt hat (er war zweiter Kellermeister hinter Nicola Libelli und hatte keine Chance an dem je vorbeizukommen), verspricht das Weingut Christmann auch in den nächsten Jahren dieser neuen Linie treu zu bleiben und vielleicht sogar noch größere Weine zu kreieren. Also der pikant aufregende und doch auch ruhige Harmoniewein Idig 2017 ist wie immer großes Kino. Auch oder gerade 2017, auch mit der tollen Reife. 100/100