Lobenberg: Klar über acht Gramm Säure, ca. 5 Gramm Restzucker, knapp 13% Alkohol. Eine Fotosession des Jahrgangs beweist, dass die GGs komplett botrytisfrei und extrem gesund gelesen wurden. Und das bei dieser extrem hohen Säure und extrem hoher Extraktwerte von über 30 Gramm. Bei Dönnhoff gibt es zwar eine Ganztraubenpressung mit Stilen und Stengeln, jedoch kein Anquetschen und so gut wie keine Maischestandzeiten. Die Säure wird besser erhalten (keine Entsäuerung durch das auf den Schalen befindliche Kalium), keine Bitterstoffe (entsteht bei der Quetschung der Stile und Rappen) und keine Phenole von den Schalen (nur bei längeren Maischestandzeiten). Das ist weniger ein Qualitätskriterium als mehr eine Stilfrage. Die Weine bleiben saftiger, sind weniger tanninreich und burgundisch und sie verbleiben mehr auf der fruchtbetonten Säure. Wie sollte es anders sein, man glaubt es anfänglich nicht nach den beiden extrem grandiosen Polen Dellchen und Felsenberg, aber wie immer ist die Hermannshöhle die Kombination aus dem extrem leckeren Dellchen und dem kargen, mineralischen Felsenberg. Von allem etwas. Dazu majestätische Größe, eine burgundische Erhabenheit, wie es immer nur einige wenige Ausnahme-GGs in Deutschland erreichen können. Fast ein wenig an große, weiße Bordeaux erinnernd, Mission Haut Brion. Auch die Nase durchaus einen kleinen Sauvignon-Touch aufzeigend, Silex von der Loire. Sogar Stachelbeere, grüner Farn, Waldbodenmoos, Melone, Weinbergpfirsich und weiße Frucht. Viel grünes Blattwerk, das gibt einen wunderbar frischen und grünen Touch in die Exotik, macht aus dem Puligny einen Chassagne. Dann auch Litschi und Kiwi. Insgesamt mehr karg als exotisch und voluminös. Im Mund stilsicher die Mitte aus Felseneck und Dellchen getroffen. Aber etwas grünere Elemente als das Dellchen. Reife und unreife Birne zugleich. Kiwi, Litschi, süße Grapefruit, Netzmelone und dann am Ende kommt wieder reife Grapefruit und Zitronengras und viel Gesteinsmehl. Leichter Salzhauch. Fast zweiminütiger Nachhall, alles einnehmend, große Harmonie. Im Grunde ist die Hermannshöhle immer ein Kompromiss aus den Extremen und vielleicht deshalb der kompletteste Wein von Helmut Dönnhoff. Einfach der Wein, an dem alles stimmt, ohne ein Extremist sein zu wollen. Das ist dann letztlich ein aristokratischer Wein, alter erhabener Adel. Das zeichnet ihn aus, er steht über allem. 100/100