Lobenberg: Tim Fröhlich legt sehr viel Wert auf die Laubarbeit. Gerade in heißen Jahren, mit intensiven Sonnenstunden, die durch den Klimawandel immer häufiger werden, ist das extrem wichtig. Es wird nur im inneren Bereich entblättert. Der gesamte äußere Bereich wird stehen gelassen, um Schatten zu spenden. Gleichzeitig werden die Triebspitzen größtenteils nicht geschnitten und nicht gewickelt, sondern einfach etwas herunterhängen gelassen. Das führt zu tieferer Wurzelung und damit zum Versuch der Reben, mehr von unten zu holen. Das Ergebnis sind schöne kleine, lockerbeerige Trauben. In warmen, trockenen Jahrgängen braucht es diese Laubarbeit, um große Ergebnisse zu haben. Außerdem darf man in warmen Jahren nur geringe Erträge fahren, sonst sind die Reben überfordert. Die Weine würden bei Erträgen über 50 Hektoliter pro Hektar in der Phenolik zu grob geraten. Auch geht es in diesen warmen Jahren darum, möglichst schonend zu pressen, mit weniger Saftausbeute als in gewöhnlichen Jahren. Der Trester geht komplett feucht in die Weinberge zur Düngung zurück. So ist die Phenolstruktur der Weine einfach feiner, sie werden strahlender und brillanter. Bei Tim liegt der Restzucker der Weine immer zwischen drei und fünf Gramm. Alle Weine werden per Hand gelesen. Tim Fröhlich verwendet kaum Maischestandzeiten. Alle Weine werden nach kurzer Einmaischung schon nach wenigen Stunden abgepresst. Der Saft wird grundsätzlich spontan im großen Holz vergoren, der Ausbau geschieht im großen Holz und im Stahltank. Die Weine verbleiben bis zum späten Frühling auf der Vollhefe. Der Felsenberg von Tim Fröhlich liegt links und unterhalb von Dönnhoffs Anteil. Eine kleine Parzelle, etwas tiefer und näher am Fluss, nicht ganz so steil. Dennoch schafft es Tim meistens, den etwas extremeren Wein zu erzeugen. In den meisten Jahren ist das der Fall, in 2019 ist der Felsenberg von Dönnhoff einfach das Beste, was Cornelius Dönnhoff hier je erzeugt hat. So ist es durchaus schwer für Tim, da mitzuhalten. Klar ist, dass wir nach dem Überwinden der Spontinase, der Reduktion, massiv im Stein unterwegs sind. Satteste Gesteinsmassen werden leicht unterlegt von einer pfeffrigen Frucht. Keine Zitrusfrüchte, eher Reneklode, Mirabelle, Litschi und Quitte. Alles begleitet von weißem Pfeffer und Gesteinsmehl. Immense kristalline Klarheit im Mund. So sauber, so präzise, so geschliffen. Total geradeaus, fokussiert, überall definiert. Er ist nicht gar so multikomplex und so extrem wie Cornelius Dönnhoffs Felsenberg in diesem Jahr. Er ist klarer, er ist etwas reifer. Super geradeaus in der Struktur. Man merkt gerade 2019, dass Tims Lage etwas tiefer am Fluss liegt und dadurch etwas wärmer ist. Der Wein ist geschmeidiger und gleichzeitig extrem präzise. So schick, so lecker. Wunderbarer Extrakt im Nachhall. Auch hier wieder eher auf der weißen Frucht, gemischt mit Stein. Überhaupt kein anstrengender Riesling. Die Säure ist komplett Weinsäure, nichts sticht. Sahnig, aber keinerlei Exotik, sondern eher in europäischer Frucht immer geradeaus laufend und mit wunderschöner Extraktsüße, die eine angenehme Fülle gibt. Der Wein strahlt Zufriedenheit aus – sehr angenehm! 98-100/100