Lobenberg: Das Graacher Himmelreich ist eigentlich nur durch seine Süßweine bekannt. Prüm macht eine der besten Kabinette und Auslesen der Mosel aus dieser Lage. Aber Dr. Loosen ist einfach der richtige Meister, diese Lage als Großes Gewächs in die Flasche zu bringen. Lieser hat es mit seinem GG da schwer zu bestehen. Und das Himmelreich ist im Jahr 2016 so ungeheuer fein. Das war es schon beim Kabinett und der Auslese bei Prüm, und so perfekt und extraterrestrisch fein stellt es sich auch hier dar. Das muss an der Lage liegen. Nur europäische Frucht. Keinerlei Botrytis, keine Exotik. Ganz fein. Weißes Steinobst, feiner Darjeeling Tee, etwas Zitronengras, vielleicht sogar einen Hauch Brennesel darunter. Dann eine schöne, schiefrige Steinigkeit, die sich sehr massiv immer weiter verstärkt. Fast an Feuerstein erinnernd, Loirehaft. Die Säure liegt bei 7, der Alkohol nur bei 12,5%, Restzucker 7 Gramm. Alle GGs liegen in diesem Bereich. Die Feinheit liegt im Jahrgang begründet. Diese extrem lange Vegetationsperiode bis in den November hinein ergibt einen wahnsinnigen Fruchtschmelz bei gleichzeitig geringem Alkohol durch die kühlen Nächte des Sommers. Das gibt eine Balance höherer Ebene. Und obwohl wir hier in der Säure tiefer sind, fühle ich mich ein bisschen an die grandiosen Weine von Clemens Busch erinnert, die in diesem Jahr auch „Best ever“ sind. Das würde ich bei Ernie Loosen nun unbedingt auch sagen. Die hoch eindrucksvollen 2015er mit ihrer lauten, krachenden Imposanz, zum Niederknien schön, werden hier durch ungeheure Feinheit und Finesse abgelöst. Zart, schick, tänzelnd, leichtfüßig, erhaben schwebend. Süffig, saftig, raffiniert in dieser Feuersteinartigen Mineralität aus dem Schiefer. Und so wie das Himmelreich bei Prüm ein Mega-Wein ist, so ist auch dieses Große Gewächs hier eine kleine Sensation. Ich bin begeistert. Ein wunderschön trinkiger, süffiger Finessewein par Excellence. Er gehört vielleicht zwar nicht zu den besten 5 Weinen des Jahrgangs, aber weit entfernt davon ist er sicher nicht. 99-100/100