Lobenberg: Eine winzige Lage, die sich die besten Erzeuger teilen. Nicht brüderlich, sondern in harter Konkurrenz. In der Regel das schwierigste zu bekommende Grand Cru, weil es so wenig gibt. Kirchenstück liegt neben dem Pechstein auf der einen Seite und dem Freundstück auf der anderen Seite. Aber der Pechstein auf gleichem. noch etwas puristischeren Vulkanboden hat wesentlicher mehr Dampf. Kirchenstück steht eben nicht zu 100% auf hartem Basalt wie Pechstein. Da gibt es auch Buntsandstein und Kies und Kalk. Eine multiple Persönlichkeit eben, vielleicht der komplexeste Wein Deutschlands. Er hat die Eleganz vom Jesuitengarten und die Kraft vom Pechstein. Und er ist die Turboversion des Freundstück. Aber Kirchenstück ist nicht so extrem auf der Steinigkeit wie die drei anderen Lagen hier. Deswegen ist Kirchenstück immer der eleganteste Forster Wein. Der Nachbar Freundstück liegt etwas kühler, und hat daher immer etwas mehr Zitrusaromatik. Freundstück ist von daher ein Unikat. Auch das Kirchenstück hat im Rahmen seiner Vergärung einen biologischen Säureabbau durchgemacht. Das erklärt u.a. die schmelzige Süße aus dem Extrakt, weil die etwas stechende Apfelsäure zu milder Weinsäure wird. Das Kirchenstück ist eines der drei Großen Gewächse aus Forst, das sich mit Pechstein und Jesuitengarten eigentlich immer um die Krone streitet. Auch wenn das Freundstück dazu kommt und das Ungeheuer immer besser wird. Aber im Grunde ist Kirchstück die Krone. Das erhabenste aller Großen Gewächse und zwar bei allen Erzeugern. Bei von Winning, von Buhl und Bürklin. Und die Nase ist genau das. Wir hatten zuvor die super sexy Nase vom Jesuitengarten, die immer so erotisch ist. Wir hatten die schiere, steinige Mineralität vom Pechstein. Wir hatten die kühle Gelassenheit des Freundstücks. Und hier haben wir erst mal Ruhe. Große, große Ruhe. Eine Ruhe und Erhabenheit, wie ich sie heute Vormittag schon einmal bei Christmanns Versteigerungswein Kapelle hatte. Eine Ruhe, wie sie auch die Unikats-Weine von Peter Jakob Kühn haben. Und dazu eine seidige Feinheit in der Nase, wie sie einige Große Gewächse 2016 hatten. Aber wir sind 2017, in dem viel lauteren und fruchtstark pikanten Jahr, mit der viel intensiveren Frucht und der Spannung zwischen reicher gelber Frucht, hoher Säure und hoher Mineralität. Aber das Kirchstück sagt nichts. Sagt einfach nur: Hier bin ich. Steigt wunderschön aromatisch in die Nase. Bleibt ultrafein dabei. Wir reden hier bei Pechstein, Jesuitengarten, Freundstück und Kirchenstück von 25 Hektoliter Ertrag. Der Wein ist im Mund weiterhin ruhig. Hat aber unglaublichen, mineralischen Schub und eine salzige Länge, die aber nie aggressiv wird, die nur total präsent ist. Dazu ganz feine Aromatik. Wir haben den 2016er-Schick in diesem Kirchenstück und wir haben den klassischen, mineralischen und fruchtstarken Druck aus 2017. Und vorne immer die feine reife Frucht. Das gefällt mir extrem gut. Ich würde es nicht über 2016 setzen, denn 2016 war fast das Größte, was ich kenne, aber 2017 ist im Grunde nicht schlechter – nur anders. Und das ist eben schon verblüffend. 2017 war bei manchen Erzeugern schon die beste Kollektion ihres Lebens. Bei Buhl sind wir zumindest auf der gleichen Höhe wie 2016. 100/100