Lobenberg: Das Kirchenstück ist eine der qualitativ wichtigsten und gleichzeitig eine der teuersten Lagen Deutschlands. Eigentlich der deutsche Montrachet. Der Weinberg liegt in Forst, der wahrscheinlich besten Weingemeinde Deutschlands, dem Schmelzpunkt der großen Lagen der Mittelhaardt. Das Kirchenstück hat immer ähnliche Power und Tiefe wie der direkte Nachbar Pechstein, aber zugleich auch die unendliche Feinheit und Erhabenheit, wie kaum ein anderer Wein aus Forst hat. Pechstein ist dunkler und energetischer, das Kirchenstück ist ruhig und tief wie der Königssee. Weil er alle Eigenschaften des Untergrunds von Kraft bis Feinheit in sich vereint, weil er aufgrund des Terroirs multikomplex aufgestellt ist. Vulkangestein, Basalt, Buntsandstein – alles ist vereint in dieser Großen Lage. Der Wein wird komplett im großen Holz spontan vergoren, dann sehr lange und unberührt auf der Hefe ausgebaut. Die Nase zeigt die für das Kirchenstück typische, ultrafeine, kristalline und ganz weiße Frucht. Sehr in sich gekehrt, reduziert, abgehoben, schwebend, aber doch hochkonzentriert. Das Kirchenstück gibt nicht viel von sich preis, ruht in konzentrierter, hellmineralischer, spannungsgeladener Verwobenheit, wie ein angespannter Expander, der jeden Moment losschießen kann. Aber ganz ruhig und balanciert, es gibt hier keine Exotik, nichts Lautes, ein Riesling, der sich nur über Feinsinnigkeit ausdrückt. Am Gaumen wird es dann druckvoller als die nobel reduzierte Nase hätte vermuten lassen, hier kommt ein bisschen mehr gelbe, intensiv salzig unterlegte Frucht. Immense Spannung und unterschwellige Mineral-Vibration als Grundtenor. Der Mund ist irre. Die Textur besteht quasi nur aus feinkörnigem Salz, das sich langsam, cremig und zugleich elektrisierend, aber seelenruhig im Mundraum ausbreitet. Alles einnehmend. Wie ein Seidentuch, das sich am Gaumen auflöst. Unglaublich. 100/100