Lobenberg: Reingeholt am 21. September, das waren mit die ersten Trauben, die geerntet wurden. Knapp 9 Gramm Säure bei 83 Oechsle. Spontan vergoren und im Fuderfass ausgebaut. Im Gegensatz zu den anderen Kabinetten gibt das Holz hier eine Zusatzdimension mit etwas Mikrooxidation, was den Wein immer etwas offener und einnehmender macht in der Art. Das Treppchen hat blauen und grauen Schiefer, also keinen Rotschiefer wie Erden oder Ürzig, aber es gibt extrem hohe Eisenanteile im Boden, die dem Wein eine ganz besondere Mineralität verleihen. Christian Hermann sagt der Wein riecht genau wie die ersten Regentropfen, die in einem Sommergewitter auf den warmen Schieferstein fallen. Pure Mineralität. Leicht rauchig und mit einer gewissen geheimnisvollen Steinigkeit und Würze ausgestattet. Rötlicher Einschlag in der feinen gelben Frucht, kandierte Quitte, roter Weinbergpfirsich, ein paar Veilchen. Wunderbar schmelzende Frucht am Gaumen, aber dann kickt der Säurebiss rein im langen Nachhall und lädt den Wein mit einer vibrierenden Schiefermineralität auf. In manchen Jahren kann das Treppchen Kabinett schon sehr reif daherkommen und fast etwas an eine Spätlese erinnern, dieses Jahr ist aber der Säurezug so animierend und saftig, dass er das Treppchen auf der Zunge tanzen lässt. Obwohl der Wein leichtfüssig und tänzelnd ist, hat er eine enorme Länge und Präsenz hintenraus. 94+/100