Lobenberg: 2016 hat Christian Hermann dem Erdener Treppchen endlich wieder einen Eiswein abgerungen. Das war zuletzt 2008 der Fall. Nur wenige Winzer schafften das im Jahre 2016. Man muss ein großes Risiko eingehen und der Ausgang ist ungewiss, ob die Trauben die nötigen -7 Grad Celsius jemals sehen. Ein finanzielles Wagnis und eine nervenzerreibende Angelegenheit. Außerdem sind die letzten verbliebenen Trauben stets der Gefahr von Wildfraß ausgesetzt und drohen zu verrotten, bis die nötigen Minusgrade einsetzen. 2016 hat sich die Spekulation ausgezahlt. Am 5. Dezember geerntet, bei -8,5 Grad. Lediglich 120 Liter konnten gefüllt werden. Der Eiswein leuchtet kräftig gelb im Glas und zeigt sich bereits beim Schwenken extrem viskos, sodass sich die berühmten Kirchenfenster am Glas bilden. Das Bouquet hat diese würzige und frische Eisweinkomponente, die man kaum beschreiben kann, aber, sofern man einmal einen Eiswein verkosten durfte, immer direkt erkennt. Am Gaumen ist der Wein glockenklar und singt! Die Säure ist typisch knackig, nicht ganz so extrem wie beim schlanken 2008er, und sorgt dafür, dass der Wein kaum ausklingt. Da steckt so viel Konzentration und Leichtigkeit in einem Glas, das kann nur Eiswein vereinen. 97-98/100