Lobenberg: Der legendäre Prälat ist Christian Hermanns wärmster Weinberg, die Felswände heizen sich zusätzlich zu der enormen Exposition auf und fangen jeden Sonnenstrahl. Nur 10% Botrytis dieses Jahr, der Rest sind vollreife bis überreife Beeren. Bei den sehr alten wurzelechten Reben setzt Christian keine Spritzmittel gegen Botrytis ein, weil er darauf pokert, dass dann eine schöne, saubere Botrytis entstehen kann. In nasskalten Jahren wäre das eine Katastrophe für die Trauben, aber in solchen trocken-heißen Jahren wie zuletzt kann man diesen Poker spielen und wird dafür dann mit grandioser, trockener und sauberer Botrytis belohnt. Das meiste davon ging allerdings in die TBA, nur ein ganz kleiner Hauch ist hier mit eingeflossen. Dichte, aber durchaus auch hier kühler, schlanker als in den Vorjahren wirkend. Der Mund zeigt wie immer die höchste Konzentration, Dichte und Kraft, aber es kommt in 2020 erstaunlich trinkfreudig und zugänglich daher. Feine Mirabellenfrucht, dann Johannisbeere und Sauerkirsche, Bitterorange und deutlich exotische Noten, Maracuja und Passionsfrucht. Lang und intensiv, cremig über die Zunge fließend mit unterschwelliger Power, die aber deutlich weniger hochkonzentriert als 2019, stromlinienförmiger, saftiger, feinziselierter, leichter und kühler wirkend. Auch hier nicht unähnlich zu kühleren Jahren wie 2008 in dieser feinnervigen Art. 97-99/100