Lobenberg: Der erste Eiswein seit 2015, obwohl Cornelius jedes Jahr Trauben hängen gelassen hat in der Brücke. Es hat aber erst 2020 wieder geklappt. Am 30. November gelesen, also noch sehr früh für einen Eiswein. Dazu gab wenig Botrytis bis dato, also war das ein herausragender, nahezu perfekter Gesundheitszustand bei den Trauben. So eine frühe Eisweinlese gab es lange nicht. Dönnhoffs haben aus dem eigenen Archiv erfahren, dass es selbst in früheren Jahrzehnten sehr selten vorkam. Meistens war es im Dezember, eher gegen Weihnachten. Die letzte Eisweinlese im November war 1998. Die Aromatik ist ein Traum und ich verstehe, wieso Cornelius Dönnhoff mich so anstrahlt, während wir diesen Wein probieren. Er ist einfach unglaublich glücklich, dass er so ein Wunder der Natur hat ernten können. Kristalline, hochfeine Nase mit zarter, gelbwürziger Frucht. Kandierte Orangen- und Zitronenzesten, Zitronat, Zuckerwatte und pikante Maracuja. Auch ein leicht herber, fesselnder, dunkler Unterton von Salzkaramell und Kastanienhonig, der aber bei diesem Eiswein sehr dezent bleibt. Was für eine Nase. Glockenklar. Hochintensiv. Springt quasi aus dem Glas. Vielleicht einer der schönsten Süßweine, die ich getrunken habe. Allein der Duft ist schon eine Wucht. Nur Riechen reicht schon, um sich vorstellen zu können, wie dieser Saft viskos und kristallklar über den Gaumen laufen wird. Der Frost konzentriert in den Trauben eben alles auf, wenn also ein paar unsaubere Beeren dabei sind, wird auch das aufkonzentriert. Hier gab es durch die frühe Lese aber so reines Lesegut, dass es einfach nur ein Konzentrat aus vollreifen, blitzsauberen Trauben ist. Der Mundeintritt ist enorm, dicht und konzentriert, karamellig, vanillig, Mirabelle und frische Weintraube lösen sich auf der Zunge auf mit immenser Intensität. Dann aber kommt die Brillanz des Eisweines, der kristalline und ultrafein Säurenerv spült die Viskosität einfach vom Gaumen. Es klebt nichts hintenraus, sondern es spielt und tanzt auf der Zunge. Es ist eben nicht so ein Totschläger, wie eine TBA, sondern es kommt die umwerfende Brillanz und reintönige Frische der gefrorenen Trauben, die alles überstrahlt. Das ist die pure Finesse. Es gibt sicher spektakulärere und konzentriertere Süßweine als diesen, aber die schlanke Filigranität hier ist unerreicht. Ich bin hin und weg. 100/100