Lobenberg: Das Bernkasteler Johannisbrünnchen lag eigentlich direkt ans Gutshaus von Loosen angrenzend, das Weingut hieß ja ursprünglich mal Johannishof. Also dieses Johannisbrünnchen war genau die Lage ums Haus herum, nach der Flurbereinigung wurde das Brünnchen etwas nach oben verlegt und direkt am Haus liegt jetzt nur noch der Bernkasteler Lay. Wir sind hier etwas auf etwas über 100 Metern Höhe über der Mosel, komplett auf Blauschiefer, also kühler Boden, gut wasserversorgt, eigentlich nie Trockenstress, in kühlen Jahren gibt es hier auch mal vermehrt Botrytis. Diese Lage braucht wohl immer etwas mehr Zeit auf der Hefe, um die Cremigkeit zu erlangen, der 2017er war alleine 16 Monate auf der Hefe und kam dann entsprechend erst nach 18 Monaten auf den Markt. Fakt ist, dass dies eine der berauschendsten Nasen der GGs von Ernie Loosen ist und diese Kühle der Lage dem Wein einfach extrem gutgetan hat. Schöne klare, elegante, weißfruchtige Nase, weißer Pfirsich, weiße Birne, Aprikose, viel dunkles Gestein, Schieferwürze, reife Äpfel, sehr europäische Frucht, Orangenzeste, dazu Minze und eine deutliche Spur Eukalyptus. Der Mund hat ein wahnsinniges Spannungsfeld zwischen der enormen Frische aus dieser kühleren Lage und der hohen Reife dieses enorm warmen Jahrgangs. Unglaublich pikant, sagenhaft aromatisch, alle Sinne werden berührt, überall ist Spiel, komplex bis zum Abwinken, salzig, immer wieder diese Orangen- und Limettenzesten. Ein kleiner Zitrustouch, das Zitronengras spielt mit dem dunklen, fast Silex-artigen Gestein, Feuerstein, ein ganz großer Pouilly-Fumé kann hier Pate gestanden haben. 2017 in diesem kühlen Jahr schien mir dieser Wein sehr kühl, sehr beherrscht von der Kühle der Lage. Ein wirklich großes, so spannendes GG. 95-96/100