Lobenberg: Dieser Wein ist wirklich kurios. Eigentlich erst im Jahr 2019 gelesen, denn im November und Dezember 2018 lies der Frost noch auf sich warten. Denn eigentlich ist das hier, wie der Name andeutet, ein Eiswein. Die Trauben wurden im Klostergarten bei rund -8 Grad gelesen und gepresst. Eiswein wird in Deutschland immer schwieriger herzustellen, da es kaum noch genug Frost gibt, um die Trauben wirklich ohne zu großes Verlustrisiko hängen zu lassen. 2018 war die Menge aber da, um das Risiko einzugehen, dennoch kam der Frost erst in der 2019er Hälfte des Winters. Somit haben wir hier einen Botrytisanteil von nahezu 100%, eigentlich wie bei einer TBA, und dazu die Lese und das Pressverfahren eines Eisweines mit komplett gefrorenen Trauben. Das bedeutet doppelte Konzentration, durch die Botrytis und durch das Einfrieren, und dabei gleichzeitig die Frische eines Eisweines. Ein Hybrid und best of both worlds sozusagen. Herausgekommen ist ein einzigartiger Süßwein, der seinesgleichen sucht. Ungeheuerlich konzentrierte Nase, üppig und reich, konfierte Williamsbirne, Melone und ein hochfeiner Rosinenton, auch etwas in Zucker und Salz eingelegte Limettenschale. Kristallin und glockenklar, trotz nahezu 100% Botrytis. Der Mund ist ein Traum, so seidig weich und anschmiegsam. Ein alles einnehmendes Riesling-Elixier, dass wie Ahornsirup den Rachen hinabfließt und doch von einem filigranen, feinziselierten moselschieferigen Säurenerv durchzogen, der diesem Eiswein-Hybrid Flügel verleiht. Salzkaramell, eingekochte Marillen und englische Bitterorangenmarmelade im ewigen Nachhall. Was für ein spannender und einzigartiger Wein! Ein weiteres Süßwein-Highlight des ohnehin so außergewöhnlichen Jahres 2018. 98+/100