Lobenberg: Raul Perez ist der Primus inter Pares in Bierzo. Er hat den Spitzenweinbau in der Region schon geprägt, als für viele Spanien Synonym mit Rioja und Ribera del Duero war. Ultreia ist ein Grußwort, das die Pilger des Jakobswegs, der durch Valtuille, Rauls Heimatort, führt, untereinander verwendet haben. Genau das soll auch der Wein sein, eine Vistenkarte Valtuilles und gleichzeitig Eintrittskarte in das Programm dieses Weingenies. Eine wunderbar feine Nase, fast ist man geneigt, burgundisch zu sagen, pure Kirsche, Kirschkerne, dazu etwas Wildhimbeere, Blaubeere, aber ganz fein, ätherisch, null Fett, keine Überreife. Auch warmer Stein, ein bisschen erdig, Veilchen, manchmal kommt ein kleiner Hauch von etwas Animalischem durch. Herb, wild, aber dennoch elegant und feinfruchtig. So ist das in Bierzo, und vor allem, wenn der Winzer Raul Perez heißt. Im Mund immens saftig, leichtfüßig, kaum spürbares Tannin, ein wunderbarer Kirschsaft mit ein bisschen Blutorange, Thymian, fruchtstark aber auch ein bisschen balsamisch. Ein zarter Tänzer auf der Zunge mit wunderbarer Frische aus der famosen Säure der Mencia. Sofort trinkreif, schon voll da, weil das Tannin so zart ist und die Säure so fein. Mencia aus dem Bierzo kann die Antwort auf burgundischen Pinot Noir sein, wenn sie gut gemacht ist. So saftig, ätherisch, tänzelnd und trinkfreudig, nie schwer, nie üppig, immer frisch und fein. Ein delikater Sauerkirschsaft mit feiner Steinwürze im Ausklang. Ein bisschen Gripp kommt da schon, aber mindestens ebenso viel aus der mineralischen Komponente als wirklich aus Gerbstoffen. Die Flasche ist so schnell leer, wow! Raul Perez sublimiert die Wildheit dieser Region auf erstaunlich elegante Art in unsere Gläser. 94+/100
Der Winter 2020/2021 brachte zwischen Dezember und März sehr viel Regen und Schnee, auch etwas Frost. Die Böden waren vor dem Austrieb der Reben mit ordentlichen Wasserreserven gefüllt – ein guter Start in den Jahrgang 2021. Die Blüte verlief bis auf kleine Verrieselungen ziemlich normal, kein Frost, kein Mehltau. Dann folgten nach einem trockenen Mai noch vor der Blüte große Regenmengen im Juni. Nach der Blüte begann ein sehr trockener, warmer, teils heißer Sommer. Hitze- und Trockenstress waren die Folge, die Reben machten ab Mitte August total dicht, um sich zu schützen. Die Beeren waren zu diesem Zeitpunkt dickschalig und kerngesund, Sorge bereitet aber die phenolische Reife, die durch den Stillstand der Reben nicht erreicht werden konnte. Dieses Phänomen gab es in allen Regionen der nördlichen Hälfte Spaniens, also in allen Topregionen. Von Anfang September bis zum 25. September gab es einige Tage satten Regen. Durch die neue Wasserversorgung setzten Photosynthese und Reifung sofort ein. Ab dem 25. September war es trocken, extrem sonnig und warm, nachts sanken die Temperaturen deutlich. Fünf traumhafte Wochen mit großen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nach und hochintensiver Sonne folgten. Diese große Kühle, ja Kälte der Nächte, nach dem letzten Regen vom 25. September, gilt als der Schlüssel zu diesem großen, reifen und zugleich frischen Cool-Climate-Jahrgang. Das Ergebnis waren überall hochgesunde, dickschalige Beeren mit sattem Tannin und hoher Säure vor der Lese im Herbst. Die Weine sind weniger extremreif und immens als 2019, aber deutlich aromatischer und reifer als 2018, mit einer Frische, die ihresgleichen sucht.In Bierzo verlief der Jahrgang 2021 etwas anders als in den restlichen Topregionen Spaniens. Nach einem recht kühlen Frühjahr folgte ein extrem heißer Sommer. Viele Winzerinnen und Winzer planten schon für eine extrem frühe Lese mit extrem reifen Weinen. Am Ende hat der Jahrgang aber die Kühle des Frühjahrs beibehalten – die Weine haben alle 13,5 Volumenprozent Alkohol. Die Hitze des Sommers ist nicht die Dominante in den Weinen. Es sind also grundsätzlich sehr reife, aber auch sehr kühle Weine.