Lobenberg: Der Wein stammt aus einer 500 Meter über NN gelegenen Parzelle in der Einzellage Planetes, die mit einer Selektion Massale der autochthonen, extrem seltenen Rebsorte Carrignanc blanca bepflanzt wurde. Während der Selma Blanco von Nin-Ortiz aus Hochlagen in Penedès stammt, wächst der Planetes Blanco vor den Toren der Heimatstadt Porrera. Der Boden besteht aus Priorat-typischem Llicorella-Schiefer, also rotem und blauem Schieferverbund. Die Bodenbearbeitung findet bei Nin-Ortiz aus tiefer Überzeugung zertifiziert biodynamisch nach allen Regeln der Kunst statt. Ester Nin und ihr Mann Carles Ortiz waren unter den Biodynamikern der ersten Stunde im Priorat. Wir haben hier 100% Carinyena Blanca, also die rare weiße Carignan, das findet man reinsortig angepflanzt und ausgebaut nicht so oft. 2018 war ein ausgesprochen gutes Jahr im Priorat, nicht so heiß wie in Deutschland, die Weine werden echte Langstreckenläufer sein. Nach der selektiven Handlese gibt es eine 24-stündige Ganztrauben-Kaltmazeration, und anschließend nach der Entrappung erfolgt die spontane Vergärung in alten geschlossenen 300l-Fässern. Dort verbleibt der Wein ohne Hefe für weitere 8 Monate, um abgerundet zu werden. Der Ausbau erfolgt nach Möglichkeit immer ohne Schwefel, nur zur Füllung wird eine minimale Dosis zugegeben. Das führt zu einem Wein, der trotz seiner jugendlichen Power schon sehr offen und ansprechend ist, allerdings keineswegs fruchtbetont. Wir haben hier eine extrem spannende Nase von Heu, sattes Zitronengras, Austernschale, Kreide, Feuerstein und auch leicht kräutrig-vegetativ, etwas getrocknete Kamille. Kaum Primärfruchtigkeit, der Wein baut seine ganze Spannung voll durch pflanzliche und steinig-mineralische Komponenten auf. Wirklich eine total spannende Nase mit ungeheurem Gripp und Spannung. Unter der stark mineralisch umrundeten, subtilen, weißen Frucht blitzt eine frische und leicht grüne Note am Gaumen auf, die auf eine eher frühe Lese hinweist, und die für einen unglaublich knackigen Frischekick sorgt. Am Gaumen ist der Wein sehr saftig mit Nashibirne, gelber Birne, Muschelschale und einem Touch Krautwürze, auch Mandelblüte. Auch hier keine primäre Fruchtigkeit, eher leicht herb mit grünem Tabak, Mandel, viel hellem, steinigem Gripp, Feuerstein, Gesteinsmehl, etwas Fenchel, weiße Birne und sich dann letztendlich in feiner Salzigkeit auflösend. Geradezu eine grandiose Frische und Trinkfluss generierende Säure- und Mineralstruktur, die dem Wein seine Balance verleiht. Überhaupt keine Überreife, keine Süße, keine Schwere. Klar hat der Wein Volumen und auch einen gewissen sahnigen Schmelz, aber das ist vor allem sehr saftig und mineralisch geprägt. Ein Weißwein, den man in dieser Frische nicht vom Priorat erwarten würde, und sicher auch nicht von einem Holzfassvergorenem Wein. Der Wein ist fern von Orange-Wein, entrappt, knackig und frisch, voller Spannung. Wir haben hier nichts Dumpfes, das ist glasklar, rassig, strukturiert und absolut terroirgeprägt. Schiefer und Hochlage schlagen voll durch. Ein grenzgenialer weißer Carignan, den man in dieser Art kein zweites Mal findet. 95-97/100