Lobenberg: Dieser Wein wird irgendwann im VDP „Reiterpfad Großes Gewächs“ heißen. Ein Weinberg komplett aus einer selection masalle aus Vosne-Romanée, wie sie ansonsten in Deutschland noch Fritz Keller und Bernhard Huber aus uralten Rebbeständen haben. Die Nase verblüfft. Der biologisch bewirtschaftete Weingarten schafft ohne jegliche Beschränkung niemals einen Ertrag über 30 Hektoliter pro Hektar. Extrem kleine Beeren, welche in ihrer Winzigkeit eher Richtung Johannisbeere laufen. Die Nase ist phänomenal gut, aber auch phänomenal verblüffend. Hagebutte, Schlehe, Rauch, eingekochte Cassis, extrem schwarze Kirsche, rote Johannisbeere, etwas Wacholder, Lorbeer und ganz final vielleicht auch noch ein Hauch Papaya in der Nase. Leicht pfeffrig. Der Mund verblüfft genau so wie die Nase. Man weiß erst mal gar nicht wo man ist. Es ist auf jeden Fall nicht supertypisch für Pinot Noir, aber wir haben einfach Fruchtkomponenten wie Hagebutte, Schlehe, Cassis und Johannisbeere im Vordergrund und ganz unten drunter kommt mit viel Druck dann schwarze Kirsche. Méo-Camuzet? Das ist definitiv ein Wein, den man in einer Blindverkostung niemals nach Deutschland stecken würde. Das ist schon Burgund, aber man sucht nach einem etwas schrägen Erzeuger, der so fokussierte und konzentrierte Sachen macht. Ich glaube ein großer Anteil dieser spezifischen Geschichte liegt daran, dass die Hälfte mit Rappen spontan vergoren wurde. Wenn man dem Wein überhaupt etwas vorwerfen möchte, dann dass er so jung und jetzt noch relativ massiv vom Holz geküsst ist. Er braucht einfach 5 oder mehr Jahre um in eine Genussphase zu kommen. Feiner Rauch, pfeffrige Note am Ende, etwas schwebend. Auf jeden Fall eine Bereicherung für den deutschen Pinot Noir, wenn er auch in der totalen Spannung und inneren Dichte vielleicht den ganz großen Pinot Noirs von Friedrich Becker nachstehend. Wenn Friedrich Beckers Heydenreich ein Musigny Grand Cru ist, ist der Violett auf jeden Fall ein super feiner, geschliffener und extrem verspielter Premier Cru aus Chambolle Musigny oder Gevrey Chambertin. Er hat doch sehr feine, feminine Noten. Er gehört zu den ganz hervorragenden großen Exemplaren der neuen deutschen Rotweinherrlichkeit, zu den Weinen, die anfangen die großen Burgunder zu verjagen. 97-99/100