Lobenberg: Ein Pinot Noir vom Wagram für über 100 Euro?! Unglaublich, aber der Wein gibt das wirklich her. Die Weine von Strobl sind defintiv etwas anders, aber der Winzer ist eben ein Querdenker, der keinen externen Einschränkungen folgt, sondern nur den eigenen Ideen. Deshalb wird der Wein auch ohne Appellation gefüllt. No rules! Der Pinot Noir wird spontan vergoren und dann für ein Jahr in Barriques und 500 Liter Fässern ausgebaut. Ohne Filtration abgefüllt. Rauchig-würzige, dunkle Kirschnase, etwas an Schweizer Pinot Noir erinnernd. Durchaus etwas wild, feine Schwarzkirsche, Boysenberry, auch Kirschkerne, herbe Kräuter, etwas maskulin wirkend und zugleich fein. Der Mund ist saftig, kühl, die Kirsche wird intensiv von Bergkräutern begleitet, Johannisbeerstrauch, etwas Unterholz. Die Tanninstruktur ist zart gehalten, hier spürt man die sanfte Vinifikation, nichts ist hart, nichts ist kantig, wir bleiben elegant und feingliedrig. Dennoch bleibt diese leicht dunkle Würze und Mineralität im Wein enthalten und zieht sich auch durch den kühlen, rotbeerigen Nachhall. Ein Pinot Noir ganz auf der feinen Seite, der mich auch ein bisschen an Pfälzer Spätburgunder erinnert mit dieser schlotzigen Frucht. Das ist groß, braucht aber viel Zeit. 95-96+/100