
Philipp Kuhn: Riesling Schwarzer Herrgott Großes Gewächs 2024
- Riesling 100%
- weiß, trocken
- 13,0% Vol.
- Trinkreife: 2030–2054
- mineralisch
- voll & rund
- frische Säure
- Lobenberg: 97+/100
- Galloni: 95–97/100
- Mosel Fine Wines: 94/100
- Suckling: 94/100
- Deutschland, Pfalz
- Allergene: Sulfite,
Abfüller / Importeur:
Philipp Kuhn, Großkalbacher Str. 20, 67229 Laumersheim, DEUTSCHLANDZutaten:
Trauben Konservierungsstoffe / Antioxidantien: Sulfite (E220–E224)100ml enthalten durchschnittlich Brennwert 74 kcal / 309 kJ Kohlenhydrate 1,2 g Fett <0,03 g Zucker 0,2 g Enthält geringfügige Mengen von Fettsäuren, Eiweiß, Salz

Heiner Lobenberg über:
Riesling Schwarzer Herrgott Großes Gewächs 2024
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Lobenberg: Den Schwarzen Herrgott könnte man auch als Lehrstück an Klarheit, Geradlinigkeit und kalkstein-geprägter Präzision bezeichnen. Im Zellertal auf über 280 Metern Höhe gelegen, ist es das nördlichste GG der Pfalz – eine kühle, langsame Lage, in der selbst in warmen Jahren nichts zu üppig oder reif gerät. Der Weinberg ist vollständig von Kalkstein geprägt, mit einer Schicht Terra Fusca durchzogen, was ihm neben der klaren Mineralität auch eine zart erdige Tiefe gibt. Doch insgesamt bleibt die Anmutung hell, kühl, steinig. Der Schwarze Herrgott ist der späteste Lesezeitpunkt bei Kuhn, reift in Ruhe aus und bewahrt dabei maximale Frische. Die Vinifikation ist klassisch-traditionell, mit Maischestandzeiten, Spontangärung, langem Hefelager, minimaler Eingriffe. In der Nase zurückhaltend, fast schüchtern, wie frischer Bergnebel. Leichte Rauchigkeit, dann nasser Stein, Sommerregen auf heißem Kalkfels. Dahinter kommen feine Noten von Zitronenzeste, weißem Tee, zerstoßenem Fenchelsamen und einem Hauch kühler Kräuter – Melisse, Borretsch, etwas Zitronenthymian. Die Frucht bleibt subtil, zart. Grüne Mandarine, helle Birne, ein Hauch helle Ananas, aber komplett ohne Süße. Es ist ein kristalliner Duft, minimalistisch und glockenklar, aber voller innerer Spannung. Mit etwas Luft zeigen sich dann auch florale Nuancen – weiße Blüten, Apfelblüte, Lindenhonig in der Ferne. Der Wein bleibt immer eher leise als laut, aber von einer tiefen inneren Energie getragen. Am Gaumen dann mit diesem typischen, schnurgeraden Zug, der wie ein schmaler, eiskalter Gebirgsbach über den Kalkstein rauscht. Völlig schnörkellos, fast schwebend – kein Gramm Fett. Stattdessen feine herbe Noten von Grapefruit, ein Hauch Kumquat, weiße Johannisbeere, salzige Limette, leicht kräutrige Schärfe im Hintergrund. Der Schwarze Herrgott hat keine phenolische Wucht, keinen muskulösen Körper – er ist sehnig, geschliffen, total präzise. Nie ein Wein, der imponieren will – und genau darin liegt seine Größe. Im langen, vibrierenden Nachhall bleibt dieser pure Kalksteincharakter, kreidig, fast ein bisschen pfeffrig, leicht jodig, mit einer kühlen Würze von Waldkräutern. Trotz dieser puristischen Art wirkt der 2024er nicht karg oder hart, sondern ist herrlich balanciert, mit einer subtilen Cremigkeit aus dem langen Hefelager, die ihm genau die richtige Tiefe verleiht. Der vielleicht eleganteste und klarste Riesling aus dem Hause Kuhn in diesem Jahr, tänzelnd, fokussiert, fast messerscharf definiert – ein ganz eigener Typ innerhalb seiner GGs, näher an Morstein als an Kirschgarten.
Jahrgangsbericht
»Here comes the rain again…« – das Weinjahr 2024 war rasant und aufwühlend. Eine deutlich kühlere Vegetationsperiode mit wechselnden Regen- und Trockenphasen forderte die Winzer heraus. Der frühe Austrieb im April wurde von heftigen Spätfrösten abgelöst, die Ahr, Nahe, Nordbaden, Saar und Ruwer besonders hart trafen und zu teils dramatischen Ernteausfällen führten. Viel Manpower, bedingungsloser Einsatz und sorgfältige Selektion waren entscheidend. Die besten 2024er Weine zeigen eine bemerkenswerte Finesse mit überraschend viel Stoffigkeit und schlanker Kraft. Der kühlere Ausdruck erinnert an die präzisen Klassiker 2016, 2008, 2004 und 2002. Sie sind extrem klar gezeichnet und definiert und besitzen häufig mindestens ein Volumenprozent weniger Alkohol als die Vorjahre. Umso überraschender ist die Substanz und innere Dichte, die durch ausgiebige Sommerniederschläge und eine langsame Reifung bis in die kühlen Nächte der späten Lese ermöglicht wurde. Die Trauben erreichten enorm hohe Extraktwerte, die mit 2023 konkurrieren. »Die schönsten Aromen gedeihen im Schatten.« wie Florian Lauer immer sagt. Die Säuren sind »nordisch-straff« und vibrierend, aber reifer und weniger einschneidend als im “krachenden” 2021. Die Weine bieten eine genussvolle Cremigkeit, ohne ihr elektrisierendes Rückgrat zu verlieren. Der 2024er ist ein harmonischerer und feinerer Jahrgang als ebenfalls kühlere 2021, zudem ist es aromatisch in einem klassischeren und schlankeren Profil angesiedelt als die »Vollgas-2023er«. Bei vielen Weinen wurde ein Level erreicht, das mit dem Benchmark-Jahrgang 2023 mithalten kann, auch wenn die Mengen besonders bei den Großen Gewächsen teils sehr gering sind. Es gibt so viele wunderschöne, filigrane, saftig-dichte und auch richtig lecker-delikate Weine in diesem Jahr. Und das kann in dieser Leichtigkeit und finessenreichen, athletischen Form heute eben fast nur noch in Deutschland so geerntet werden. Franken glänzt mit exzellenten Silvanern mit kühlem Saft und eleganter Stoffigkeit. An Mosel-Saar-Ruwer wurde im restsüßen Bereich von Kabinett bis Auslese absolute Weltklasse geerntet, trotz mancherorts verheerender Frostschäden. Die Nahe glänzt 2024 nicht nur mit Riesling in ultrafokussierter Manier, sondern auch mit Burgundern dieses Jahr – genau wie die Südpfalz! Der wärmeren Mittelhaardt steht ein kühleres Jahr immer mehr als gut. Von Christmann über Bürklin bis Winning ist das der Stoff aus dem Riesling-Träume sind. In Rheinhessen hat wohl der Rote Hang sein Jahr der Jahre, so viele Mega-GGs nach den schwierigen Trockenjahren dort ein Segen… wow!

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Galloni über: Riesling Schwarzer Herrgott Großes Gewächs
-- Galloni: The 2024 Riesling Zeller Schwarzer Herrgott Grosses Gewächs is from the cool valley on Tertiary limestone. Crushed citrus foliage, bright lemon zest and flintiness unite on the nose, providing an immediate frisson of pleasure. A touch of Mirabelle plum lends more juiciness on the taut, slender body. This just stretches ahead into the coolest, most refreshingly citric length. (Bone-dry)
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Mosel Fine Wines über: Riesling Schwarzer Herrgott Großes Gewächs
-- Mosel Fine Wines: The 2024 Schwarzer Herrgott Zell GG Riesling, as it is referred to on the consumer label, offers a beautifully minty, fresh, and complex nose of minty herbs, fine spices, white flowers, bergamot, thyme, cassis, and spearmint. The wine is comparatively light weighted yet intense and superbly focused. The length is excellent, and the aftertaste is fully dry and marked by spices and salty elements. This is a superb, light-weighted and intense expression of dry Riesling.

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Suckling über: Riesling Schwarzer Herrgott Großes Gewächs
-- Suckling: This very smoky, highly structured and compact wine is only medium-bodied but feels bigger than it really is due to its boldness and firmness. Fresh and candied citrus flavors are wrapped around a firm core that extends through the long, cool finish. Needs some time. Drink or hold.
Philipp Kuhn
100 % handgemacht – das ist der Leitspruch von Philipp Kuhn. Die Arbeit von Philipp beruht nur auf Erfahrung und dem richtigen Gefühl. Und beides besitzt er reichlich.
